Gut, dass wir drüber gesprochen haben!

Frau Illners Parforceritt durch die Themen Pflege, war ein Versuch auf die Frage „Ist die Pflege noch zu retten“ Antworten zu finden. Um es vorweg zu nehmen, Vorschläge kamen von Betroffenen, aber die Politik war sehr zurückhaltend, was man schon als ein „nein“ bewerten muss.

Drei engagierte, selbstbewusste Frauen berichteten eindrucksvoll über ihre Erfahrungen mit der ambulanten Versorgung ihrer Mütter, Väter, Männer und forderten verbal geschliffen finanzielle und administrative Verbesserung von Herrn Spahn. Die Aussage von Frau Biberti, dass Angehörige super Experten sind, die nur das Geld benötigen, geht allerdings weit an der Realität vorbei, da gerade viele ambulante Pflegedienste erleben, wie schlecht und oft unterversorgt Pflegebedürftige zu Hause sind, weil ihre Angehörigen zwar das Pflegegeld kassieren, aber wenig tun. Leider wurde das nicht thematisiert.                                                     Mit der Aussage, dass „die Würde im Heim überall verletzt wird“, wechselte Frau Illner zur Heimpflege und hatte auch die entsprechenden Negativbeispiele dafür. Herr Spahn versuchte noch die Ehre vieler engagierter Pflegekräfte zu retten, aber den tatsächlichen Personalnotstand in vielen Heimen kann man nicht schön reden. Zur Sprache kam aber leider nicht und deswegen stimmt die Aussage von Frau Illner auch nicht, dass es Einrichtungen und Träger gibt, in der die Würde des Menschen im Mittelpunkt steht, die gute Konzepte, gute Mitarbeiter und auskömmliche Pflegesätze haben und beweisen, dass Pflegebedürftige sich dort wohl und gut behandelt fühlen. Diese Häuser könnten Vorbild sein und mit ihrer gelebten Praxis als Beispiel dienen, wohin sich schlechte Pflegeheime verändern müssen.               Herr Bollinger hat eine grundlegende Systemänderung angesprochen, die von allen unabhängigen Fachleuten auch gefordert wird.  Der bürokratische Aufwand der langwierigen Einstufungsverfahren in die Pflegegrade könnte abgeschafft werden, um dafür für alle Pflegebedürftigen im Heim den gleichen Satz zu bezahlen. Dann würde die Ausrichtung auf die Bedürfnisse des einzelnen Menschen wieder im Mittelpunkt stehen, ein kluger Ansatz. Herr Jorde wird nach seiner Ausbildung sicher ein engagierter Funktionär oder gar Politiker, denn sein kämpferischer Ansatz bringt die Probleme auf den Punkt.                                                                                        Leider hat die Redaktion Frau Illner mit den Pflegerinnen aus Polen ein Ei ins Nest gelegt, denn es macht keinen Sinn in einer solchen Sendung auch noch mit den „legitimen Pflegesklaven“ aus den Osteuropäischen Ländern Reklame zu machen, weil sie in zu vielen Haushalten ausgebeutet werden. Zum Schluss wurde noch das Hausgemeinschaftsprinzip gepriesen, dass es in vielfältiger Form seit Jahren in der Pflege gibt, auch nicht neu ist und vor allem von engagierten Angehörigen lebt, aber Herr Pfister verkauft es am besten. Das Frau Kipping zwischendurch eine Aufwertung des Berufs Pflege, mehr Geld, eine bessere Bezahlung und schnelleres Handeln der Politik forderte, waren keine neuen Erkenntnisse und ergänzte die Aussagen in der Runde nicht wesentlich, lediglich die Tatsache, dass Pflege zum Markt für Renditejäger geworden ist, war wichtig und sollte die Politik auf den Plan rufen.

Bleibt zum Schluss die Frage: Ist die Pflege nun zu retten? Nein, Herr Spahn hat die Probleme zwar erkannt, weist aber auf die Kostensteigerungen der letzten fünf Jahre um 50% von 24 auf 36 Milliard. Euro hin und erklärt wiederholt, welche Bausteine doch jetzt schon in der Pflegeversicherung zur Verfügung stehen. Seine eigentliche Aussage aber macht es deutlich, „ich werde nichts versprechen, was ich nicht halten kann“. Ein ehrlicher Hinweis, dass Politik die Pflege nicht retten wird, aber es ist gut, dass wir mal darüber gesprochen haben.

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Pflegekammern: Viele Köche verderben den Brei!

Der Ruf nach Pflegekammern, besser Pflegeberufekammern, vermittelt im Augenblick den Eindruck, dass sie eine Möglichkeit seien, den Pflegenotstand besser bei den Politikern zu platzieren. Natürlich ist es gut, wenn Fachleute eines Berufsstandes sich solidarisieren und in einem organisierten Rahmen austauschen um Qualität und Ethik ihres Berufes zu diskutieren und Standards festzulegen. Bis diese Kammern aber arbeitsfähig sind, müssen sie erst einmal aufgebaut werden, sie müssen auf Länderebene organisierte werden und das bedeutet: sechzehn Länderkammern, mit sechzehn Organisationen, die, wenn sie überhaupt politisch Einfluss nehmen wollen, einen bundesweiten Zusammenschluss brauchen. Es gibt aber jetzt schon eine Fülle von Organisationen und Verbänden zum Thema Altenpflege, die jeweils für sich in Anspruch nehmen, ihre Mitglieder zu vertreten, aber kaum erfolgreich sind, sonst hätten wir keinen Pflegenotstand!

Ein kurzer Überblick über die Verbandsvielfalt: Als größte Interessenvertretungen Sozialer Arbeit in Deutschland und damit auch der Altenhilfe, ist die Freie Wohlfahrtspflege zu nennen, deren sechs Mitgliedsverbände in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zusammengefasst sind. Diese sechs Mitglieder sind: 1. Arbeiterwohlfahrt (AWO), 2. Deutscher Caritas Verband (DCV), 3. Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband- DER PARITÄTISCHE, 4. Deutsches Rotes Kreuz (DRK), 5. Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (DW der EKD), 6. Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWSt). Sie alle sind in Berlin akkreditiert und sprechen mit den Politikern, leider mit sehr wenig Einfluss. Zu jeder dieser Organisationen gehören dann noch  eigene Fachverbände. Da gibt es z.B. den -Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e. V. (VKAD)-, oder -Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP)-, um nur die zwei größten zu nennen, auch die versuchen mit ihren Vertretern Lobbyarbeit zu machen. Neben der Gruppe der Karitativen Träger, werden über 40 Prozent der Altenheime auch von privaten Anbietern betrieben, diese lassen sich in eigenen Organisationen vertreten, wie z.B. dem Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) oder dem Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe e.V. (VDAB). Für die Mitarbeiter in der Pflege gibt es darüber hinaus noch eine Fülle von Berufsverbänden, sechzehn von ihnen haben sich im Deutschen Pflegerat zusammengeschlossen, der für sich ganz besonders in Anspruch nimmt, die Pflegekräfte zu vertreten. Ihr langjähriger Vertreter in Berlin war übrigens Herr Westerfellhaus, jetzt Pflegebeauftragter bei Herrn Spahn. Dann gibt es noch div. Arbeitgeberorganisationen und natürlich auch die Gewerkschaften. Also eine fast unüberschaubare Fülle auch untereinander konkurrierender Interessenvertretungen allein für die Altenhilfe. In hunderten von Fachgruppen, Gremien, Ausschüssen und Vorstandssitzungen wird seit Jahren in diesen Verbänden viel diskutiert und beraten, aber es gibt keine klare Linie, die die Probleme und Notwendigkeiten für eine gute Pflege über die Vielfalt der Institutionen hinaus an einer Stelle zusammenführt. Auf Grund von Interessenkonflikten, Machtansprüchen, Vertretungsrechten beschäftigen sich die Mitglieder in diesen div. Systemen vielfach mit sich selber und haben kein gemeinsames Ziel und somit leider kein starkes und geschlossenes Auftreten gegenüber der Politik.

Schön wenn die Fürsprecher und Mitstreiter für die Pflegekammern jetzt hoffen, dort eine Lücke schließen zu können. Es werden sich sicher interessante Gesprächskreise bilden, aber es ist zu vermuten, dass die zigste Interessenvertretung für Pflege nur ein weiteres Steinchen im Konglomerat des riesigen Kieshaufens der Interessenvertretungen Pflege sein wird. Für die Politik ist das gut, solange sich diese Organisationen mit sich selber beschäftigen, bleibt der Druck auf sie schwach. Pflege braucht aber einen starken, zentrierten Druck auf die Politik, damit sich etwas grundlegendes ändern kann und die Politiker spüren, dass sie mit Kompromissen nicht mehr weiter kommen. Es gibt wirkungsvollere Möglichkeiten auf die Probleme der Pflege aufmerksam zu machen, z.B. das geschlossene Auftreten aller Pflegekräfte, wie nennt man das noch…?.

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Best practice, mehr Geld, gute Gehälter, mehr Personal!

Pflegeheime haben eine gute Chance die Personalprobleme in der Altenpflege selber positiv zu beeinflussen, denn wenn sie darauf warten, dass Politik die Probleme des Pflegenotstands löst, werden Jahre vergehen. Also jetzt ran und Pflegesätze verhandeln, die die vorgegebenen Stellenschlüssel ausschöpfen und Tariflöhne refinanzieren. Wir alle kennen die Ursachen des Pflegenotstands, das sind vor allem überforderte, ausgebrannte und schlecht bezahlte Mitarbeiter. Die Umkehrung ist dem zufolge eigentlich logisch, die zur Verfügung stehenden Personalschlüssel müssen in der Pflege realisiert und die Mitarbeiter nach Tarif bezahlt werden. Ja, natürlich einfacher gesagt, als getan, aber wenn es einfach wäre, hätten es sicher viele Träger auch längst gemacht. Was ist zu tun? Die Pflegesätze quer durch die Bundesrepublik weisen sehr große Differenzen auf, die Träger mit niedrigen Pflegesätzen müssen also ihre Beträge an die höheren anpassen. Vergleichen wir die Sätze von zwei Einrichtungen für den Pflegegrad 3, mittlere Stufe, in der ein großer Teil der Pflegebedürftigen eingestuft ist, miteinander:

Einrichtung   A Einrichtung B Differenz  B zu A
Monatl. Entgelt über Alles

2165,13 €

3985,92 €

1820,64 €

Anteil Pflegeentgelt

1445,56 €

2301,58 €

856,02 €

Anteil Unterkunft u. Verpflegung

505,58 €

1151,70 €

646,12 €

Tägl. Satz für Verpflegung

4,52 €

16,47 €

Die Differenz zeigt sehr deutlich worum es geht. Einrichtung B kann mit ihren Erträgen aus dem Pflegeentgelt viel mehr Personal für die Pflege einstellen. Einrichtung A finanziert mit ihrem Betrag z.B. für eine Pflegegruppe mit 30 Bewohnern 10,7 Stellen, Einrichtung B kann bei gleicher Bezahlung hingegen aus ihrem Pflegeentgelt für eine gleich große Gruppe 19,8 Mitarbeiter beschäftigen. Das heißt B kann fast doppelt so viele Mitarbeiter finanzieren wie A. (Übrigens, bei Einrichtung A würde ich gerne mal schauen, was es für 4,52 Euro am Tag zu Essen gibt). Die Konsequenz kann also nur sein, die Pflegesätze neu zu verhandeln und bei diesen Verhandlungen auf den vorgegebenen Stellenschlüsseln und einer tariflichen Bezahlung zu bestehen. Die gesetzlichen Vorgaben dafür sind da und wenn alle es machen würden, entstände auch der notwendige Druck bei der Politik, für die Finanzierung zu sorgen.

Träger und Einrichtungen, die seit Jahren erfolgreich eine konsequente Pflegesatzpolitik betreiben, beweisen, dass hohe Pflegesätze und eine gute, qualitative Arbeit zusammen passen und sie beweisen, dass Mitarbeiter in ihren Häusern eine bessere Arbeitszufriedenheit haben, die Krankheitsquoten geringer sind und sie auch besser Personal finden. Dazu gehört allerdings außerdem eine positive Leitungsphilosophie, die auf Motivation und nicht auf Druck setzt. Packen sie es an, es lohnt sich für motivierte Mitarbeiter zu kämpfen, die mehr Zeit für ihre Bewohner haben.

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Naiv oder nur gut gemeint?

Es ist doch Nachdenkens wert, wenn eine DBfK-Funktionärin feststellt, dass „langjährige Pflegekräfte gehegt und gepflegt werden“ müssten. Im Duden stehen für die Begriffe „hegen und pflegen“ die sinnverwandten Wörter, bemuttern, betüdeln, umsorgen, verwöhnen. Die Begriffe verfehlen allerdings ihr Ziel, und vereinfachen auf banale Weise das wirkliche Problem. Mitarbeiterzufriedenheit erwächst aus einer wichtigen Tatsache, nämlich, dass Anspruch und Wirklichkeit übereinstimmen, oder entsprechend bei Unzufriedenheit, dass sie eben nicht mehr übereinstimmen, so wie es sich jahrelang in der Pflege entwickelt hat. Mitarbeiter kommen mit einem Berufsanspruch in diese Arbeit und erleben einen Pflegealltag, der nichts oder nur noch sehr wenig mit ihrem Anspruch zu tun hat (SOLL / IST Vergleich). Alle kennen die Wirklichkeit, eine Pflege im Minutentakt, drei, vier Wochenenddienste hintereinander, Medikamente bei Weglaufgefährdung, etc., etc. Die Konsequenzen sind längst klar und der sich daraus ergebene Fachkräftemangel und der eklatante Pflegenotstand sind nicht neu und wurden nur jahrelang schön geredet. Wer glaubt, das könne man jetzt mit tröstenden Worten und etwas mehr Gehalt lösen, liegt falsch. Natürlich muss der Staat richtig Geld in die Pflege stecken, damit Anspruch und Wirklichkeit wieder überein stimmen, er wird es aber vermutlich in dem Umfang, wie es nötig ist, nicht machen.

Was jetzt den Mitarbeitern gut tun würde und schon immer gut getan hätte, wäre vor allem mehr Professionalität in den Führungsetagen, bei Einrichtungsleitungen und Pflegedienstleitungen. Eine professionelle Führung beginnt mit der aufrichtigen Wertschätzung der Mitarbeiter, dazu gehört eine offene und verbindliche Kommunikation; klar definierte und nachvollziehbare Strukturen verbessern die Orientierung für die Mitarbeiter und ihre Einbindung in notwendige Entwicklungen nimmt sie Ernst; wenn dann noch eine positive, anerkennende Sprache im Alltag gelebt wird, ist das ein Grundstein für eine konstruktive Mitarbeiterpflege. Wenn Führungskräfte das lesen, werden sie sagen, „aber das machen wir doch alles“, wirklich? Wie schnell übertragen Leitungen ihren eigenen Druck und Frust auf die Mitarbeiter und leben ihn dort aus, indem sie z.B. zu Untergebenen gehen und sie über andere Mitarbeiter aushorchen, wie selbstverständlich Strukturen aushebeln und damit Unsicherheiten schüren, wie viel wird hinterm Rücken getratscht und nicht offen kommuniziert und wie oft äußert sich ein Vorgesetzter in Anwesenheit von Mitarbeitern abfällig über Kollegen, um nur einiges zu nennen.

Illustration Jürgen Pankarz

„Hegen und zu pflegen“, ist vielleicht gut gemeint, aber gut gemeint ist nicht gut gemacht. Mitarbeiter haben genug Druck durch ihre Arbeit, sie brauchen nicht noch mehr von Oben, positive Vorbilder sind das Stichwort. Wir brauchen eine offene, respektvolle, klare und anerkennende Führungskultur, da arbeiten Mitarbeiter gerne und fühlen sich auch wohl.

 

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Offener Brief an Herrn Spahn

Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister Spahn, ihre Ankündigungen hören sich gut an, ein einheitlicher Tarifvertrag für die Pflege und mehr Personal, das wäre toll, aber sie wissen doch, „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Matthäus 7,16) und dieser Satz steht auch noch unter der Überschrift „Warnung vor den falschen Propheten“. Worte sind also schnell gesprochen, Früchte müssen aber wachsen, sie brauchen einen guten Nährboden, Zeit, Geduld und eine gute Pflege. Um die Bildsprache noch ein wenig weiter zu strapazieren, das Kind Pflege, das gerade in den Brunnen fällt, muss im Fall aufgefangen werden und sie müssen mit ihm wieder an den Brunnenrand klettern, um ans Licht zu kommen. Also eine anstrengende Aufgabe, vor der sie da stehen und die Menschen haben es satt immer nur vertröstet und mit faulen Kompromissen hingehalten zu werden, denn das erleben sie in der Politik zur Genüge. Sie, als junge nachrückende Generation von politisch Verantwortlichen, haben es in der Hand, die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen und Ankündigungen und Ergebnisse nachhaltig kongruent zu machen. Sie sind ehrgeizig und brauchen die große Bühne, dass ist o.k., aber wenn die Pflege 2030 besser dastehen soll als heute, müssen sie handeln und in ihrer jetzigen Verantwortung Bedingungen schaffen, auf die sich eine positive Entwicklung gründen kann. Die Stichworte sind neben dem Thema Tarifvertrag noch MDK Prüfungen, Heimaufsicht, Bürokratie, Stellenschlüssel, Ausbildung, Ausbildungsplätze und Ausbildungsfinanzierung, Pflegesätze, Kostensteigerungen für Selbstzahler, Pflegemarkt als Rendite, um nur die wichtigsten zu nennen.

Pflege braucht eine Komplet-Sanierung, ein paar neue Zündkerzen wäre wieder nur ein Feigenblatt. Frau Merkel hat in ihren Amtszeiten schon viel versprochen, machen sie es besser, glaubwürdige Politik trägt länger und besser als „falsche Propheten“. Die Menschen in der Pflege, Pflegebedürftige und Mitarbeiter, brauchen sie, brauchen dringend die Wende und dieser Staat gibt so viel Geld dafür aus, die Fehler der Spekulanten und Hassadeure zu korrigieren oder zu verdecken, dass es ein Armutszeugnis ist, dass 2,8 Millionen Pflegebedürftige nur von dem aufopfernden Engagement der angestellten Mitarbeiter und pflegenden Angehörigen leben.

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Pflegekräfte müssen „mit den Füssen abstimmen“!

Ich weigere mich Pessimist zu sein und die Pflege nur schlecht zu reden; über die Hälfte meines Berufslebens habe ich mich für eine menschenwürdige, mitarbeiterfreundliche Pflege eingesetzt und gekämpft, aber was sich seit Jahren in der Pflege entwickelt und wie Politik damit umgeht, lässt nur einen Schluss zu, der Kollaps ist nicht mehr zu verhindern.

Gottlob Schober, Chef vom Dienst bei report Mainz, bringt es in op-online am 12.04.2018 auf den Punkt: „In vielen Seniorenheimen gibt es nicht ausreichend zu essen und zu trinken“ und auf die Frage, „Wird denn durch mehr Geld für die Pflege alles automatisch besser und einfacher“? antwortet er: Leider nein. Oftmals werden Menschen gewindelt, obwohl sie mithilfe noch zur Toilette gehen könnten. Menschen haben häufig nicht die Möglichkeit, mindestens einmal täglich an die frische Luft zu kommen, weil niemand da ist, der sie begleitet. In jedem Knast ist der Hofgang Standard. Menschen werden gefesselt, nur weil sie gebrechlich und sturzgefährdet sind und niemand die Zeit hat, sie zu betreuen“.

Das fehlende Geld in der Pflege ist sicher ein Problem, aber falsche Gesetze, eine fehlgeleitete Kontrolle, und eine unzureichende und teilweise chaotische Ländergesetzgebung haben die steigende Frustration in der Arbeit mit begründet und viele Mitarbeiter aus dem Beruf getrieben. Zu enge Dienstpläne bei fehlendem Personal bringen die Mitarbeiter permanent an die Grenzen des machbaren. Die Würde der Menschen spielt keine Rolle mehr, wenn z.B. eine Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr im Praxisblog morgens 12 Bewohner versorgen muss und dann von ihrer Kollegin noch angesprochen wird, ob das nicht ein ´bisschen schneller geht`. Um es deutlich zu sagen, das sind keine Einzelfälle, wie es Träger oder Außenstehende gerne herunterspielen wollen, das ist Alltag in vielen Pflegeheimen. Wenn Herr Spahn sich jetzt dafür einsetzt mehr Personal in die Pflege zu bringen ist das ehrenwert, aber demokratische Prozesse brauchen Zeit, dazu gehören Verhandlungen und dann auch Kompromisse, das ist das Wesen der Demokratie, gut so. Der Pflege wird es aber nicht helfen, denn das Loch, das sich über Jahre entwickelt hat, ist viel zu groß. Die einzige Konsequenz ist, die Pflegekräfte müssen mit den Füssen abstimmen, sie müssen zu den Arbeitgebern wechseln, die eine gute Arbeit machen und nach Tarif bezahlen. Lieber für weniger Pflegebedürftige eine gute Pflege, als für Alle eine schlechte. Die leistungsstarken Träger kann man u.a. auch an den Pflegesätzen unterscheiden und die Differenzen sind sehr groß. Bei eine Wohngruppe mit 30 Bewohnern, kann der eine Träger einundzwanzig (21) Mitarbeiter nach Tarif in der Pflege bezahlen, der andere nur elf (11), glaubt man nicht, ist aber so und kann jeder Zeit überprüft werden. Politik redet immer von einer besseren Bezahlung, es gibt schon jetzt Träger, die Tarif bezahlen, ein menschenwürdiges Konzept umsetzen und bei denen die Führungsphilosophie stimmt, da sollten Pflegekräfte arbeiten und damit die Heuschrecken austrocknen, das nenne ich ´mit den Füssen abstimmen`.

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Den Pflegenotstand hält die aktuelle Politik nicht auf!

Ließt man nur seit Beginn dieses Jahres einige der Schlagzeilen in deutschen Pressemitteilungen, erkennt man schnell, wie es um die Alten-Pflege wirklich steht.
„Zu wenige Fachkräfte, zu große Mängel: Bei vier Pflege- und Altenheimen in Sachsen hat die Heimaufsicht jetzt die Notbremse gezogen“. MDR vom 18. Januar 2018
„In vielen Pflegeheimen in NRW droht ein Aufnahmestopp“, NRZ vom 02. April 2018
„Massive Beschwerden über Pflegeheim in Bedburg /Aufnahmestopp“, Rhein-Erft Rundschau 28. März 2018
„Altenhilfe-Träger verhängt Aufnahmestopp“, Die Pflegebibel vom 16. Januar 2018 „Der größte Altenhilfe-Träger im Kreis Göppingen, die diakonische Wilhelmshilfe, hat zum Jahreswechsel einen Aufnahmestopp stationär wie ambulant beschlossen, um die Überlastung ihrer rund 650 Pflegekräfte zu reduzieren und ein politisches Signal zu setzen, dass es so nicht mehr weitergehen könne“.
„Unterschleißheimer Pflegeheim in der Kritik“, Süddeutsche Zeitung vom 30. März 2018, Untertitel: „Die Geschäftsführung hat einen Aufnahmestopp verhängt“
„Wegen Mängeln: Aufnahmestopp für Bremer Pflegeheim“, buten un binnen 12. März 2018  Weiter schreibt buten un binnen am 04.04.2018
„Neue schwere Vorwürfe gegen Alloheim in Bremen“,
und am 05.04.2018 „Nach der wiederholten Berichterstattung von buten un binnen über Missstände im Pflegezentrum in der Marcusallee fordert der SPD-Abgeordnete Klaus Möhle die Schließung des Heims. Der private Betreiber Alloheim weist alle Vorwürfe zurück“.

Wie die Überschriften in der Presse deutlich machen, verschärft sich die Personalkriese in der Pflege tagtäglich und die Bemühungen der verantwortlichen Betreiber und Träger, für ihre Situation Lösungen zu finden, klaffen weit auseinander. Um seine Mitarbeiter vor den Überbelastungen zu schützen, ist ein gemeinnütziger Träger selber in die Offensive gegangen und hat sich einen Belegungsstopp auferlegt, weil er sieht, dass unter dem massiv zunehmenden Druck Mitarbeiter und Bewohner leiden. Ein anderer gemeinnütziger Träger wird durch Behörden und Kontrollen auf die Probleme in seinem Haus aufmerksam und stoppt jede weitere Belegung, um mit seinen Mitarbeitern das Problem zu bearbeiten. Ein dritter, privater Träger, wird nach den Kontrollen zur Nachbesserung aufgefordert, es ändert sich nichts, eine Tochter holt sogar die Mutter wegen schwerer Pflegemängel aus der Einrichtung und der Betreiber „weist alle Vorwürfe zurück“. Es ist zu vermuten, dass er die Probleme primär mit Hilfe seiner Anwälte „löst“.

Der Pflegealltag in deutschen Heimen ist am Limit und die Träger sind auf sich allein gestellt, wie sehen aber ihre Problemlösungsansätze aus? Der Geschäftsführer, der den Belegungsstopp für die Wilhelmshilfe entschieden hat sagt:  „Ziel sei es, ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben oder wieder zu werden. Mit Workshops, Schulungen, Qualifizierungen, Ethikberatung, Gesundheitsförderung und interner Konsolidierung wollen wir dafür arbeiten, „bis wir wieder auf Kurs sind“.                            Die richtigen Maßnahmen, um Mitarbeiter für die Aufgabe am Menschen wieder ernst zu nehmen, ihnen Raum für ein fachliches, ethisch verantwortbares Handeln zu geben. Die Bundesregierung sieht offenbar keine Priorität bei Gesundheit und Pflege, so muss man es aus den aktuellen „Angeboten“ des Gesundheitsministers ablesen, und die Realität überholt weiterhin alle Bemühungen verantwortungsbewusster Betreiber, aus der Kriese einen Weg zu finden; wie lange halten das solche Träger ohne eine kostendeckende Finanzierung und die konstruktive Unterstützung durch die Politik durch? Herr Spahn gibt sein Bestes, aber Demokratie braucht Zeit, für Verhandlungen und Kompromisse. Soll Pflege in Deutschland bald wieder so aussehen?

 

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