Ich weigere mich Pessimist zu sein und die Pflege nur schlecht zu reden; über die Hälfte meines Berufslebens habe ich mich für eine menschenwürdige, mitarbeiterfreundliche Pflege eingesetzt und gekämpft, aber was sich seit Jahren in der Pflege entwickelt und wie Politik damit umgeht, lässt nur einen Schluss zu, der Kollaps ist nicht mehr zu verhindern.
Gottlob Schober, Chef vom Dienst bei report Mainz, bringt es in op-online am 12.04.2018 auf den Punkt: „In vielen Seniorenheimen gibt es nicht ausreichend zu essen und zu trinken“ und auf die Frage, „Wird denn durch mehr Geld für die Pflege alles automatisch besser und einfacher“? antwortet er: „Leider nein. Oftmals werden Menschen gewindelt, obwohl sie mithilfe noch zur Toilette gehen könnten. Menschen haben häufig nicht die Möglichkeit, mindestens einmal täglich an die frische Luft zu kommen, weil niemand da ist, der sie begleitet. In jedem Knast ist der Hofgang Standard. Menschen werden gefesselt, nur weil sie gebrechlich und sturzgefährdet sind und niemand die Zeit hat, sie zu betreuen“.
Das fehlende Geld in der Pflege ist sicher ein Problem, aber falsche Gesetze, eine fehlgeleitete Kontrolle, und eine unzureichende und teilweise chaotische Ländergesetzgebung haben die steigende Frustration in der Arbeit mit begründet und viele Mitarbeiter aus dem Beruf getrieben. Zu enge Dienstpläne bei fehlendem Personal bringen die Mitarbeiter permanent an die Grenzen des machbaren. Die Würde der Menschen spielt keine Rolle mehr, wenn z.B. eine Auszubildende im ersten Ausbildungsjahr im Praxisblog morgens 12 Bewohner versorgen muss und dann von ihrer Kollegin noch angesprochen wird, ob das nicht ein ´bisschen schneller geht`. Um es deutlich zu sagen, das sind keine Einzelfälle, wie es Träger oder Außenstehende gerne herunterspielen wollen, das ist Alltag in vielen Pflegeheimen. Wenn Herr Spahn sich jetzt dafür einsetzt mehr Personal in die Pflege zu bringen ist das ehrenwert, aber demokratische Prozesse brauchen Zeit, dazu gehören Verhandlungen und dann auch Kompromisse, das ist das Wesen der Demokratie, gut so. Der Pflege wird es aber nicht helfen, denn das Loch, das sich über Jahre entwickelt hat, ist viel zu groß. Die einzige Konsequenz ist, die Pflegekräfte müssen mit den Füssen abstimmen, sie müssen zu den Arbeitgebern wechseln, die eine gute Arbeit machen und nach Tarif bezahlen. Lieber für weniger Pflegebedürftige eine gute Pflege, als für Alle eine schlechte. Die leistungsstarken Träger kann man u.a. auch an den Pflegesätzen unterscheiden und die Differenzen sind sehr groß. Bei eine Wohngruppe mit 30 Bewohnern, kann der eine Träger einundzwanzig (21) Mitarbeiter nach Tarif in der Pflege bezahlen, der andere nur elf (11), glaubt man nicht, ist aber so und kann jeder Zeit überprüft werden. Politik redet immer von einer besseren Bezahlung, es gibt schon jetzt Träger, die Tarif bezahlen, ein menschenwürdiges Konzept umsetzen und bei denen die Führungsphilosophie stimmt, da sollten Pflegekräfte arbeiten und damit die Heuschrecken austrocknen, das nenne ich ´mit den Füssen abstimmen`.