Wer durchbricht den Circulus Vitiosus in der Pflege?

Mit dem CARE Klima-Index, der jetzt vorgestellt wurde, wird schwarz auf weiß deutlich, die Stimmung in der Pflege verschlechtert sich weiter, „während 2017 bereits 51 % der Befragten die Bedingungen als „schlecht“ beurteilten, stieg dieser Wert im Jahr 2018 auf 60 %, 71 % der Befragten gehen davon aus, dass die personelle Ausstattung der gegenwärtigen Situation nicht gerecht wird“ und so kann man die Reihe der Ergebnisse fortsetzen.( https://deutscher-pflegetag.de/presse/pressemitteilungen/die-stimmung-der-pflege-wird-frostiger )

Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, sagt in einem Statement zu den Resultaten der Befragung: „Besorgniserregend sind die Ergebnisse des Care Klima Index bezüglich der Versorgungsqualität und der Patientensicherheit. Sie bestätigen unsere langjährigen Warnhinweise. Wir erreichen mit den vorhandenen Ressourcen und Strukturen offensichtlich mittelmäßige bis schlechte Qualität in der Wahrnehmung der Befragten. Der Ansatz, Effizienzsteigerung und Kostendämpfung durch Wettbewerb zu erreichen, hat das Gegenteil erreicht.“

Die „Warnhinweise“ haben also nichts bewirkt und Wagner nimmt die Politik, aber auch die Selbstverwaltungsorgane, die Arbeitgeber, die Führungskräfte und die Berufsgruppen in die Verantwortung, das ist richtig. Zu der untersten Gruppe der Handelnden in der Verantwortungspyramide sagt er: „In der Berufsgruppe (Pflegekräfte) müssen wir vor Ort deutlich machen, wenn Missstände herrschen und für eine Verbesserung eintreten.“ Den Mut dazu dürfen wir uns wünschen, aber das schwächste Glied in der Kette, die abhängigen Mitarbeiter, die, die seit Jahren den ganzen Druck einer falschen Politik, autoritärer Träger und Führungskräfte und einer sich über Jahre hin entwickelten Mangelwirtschaft ausbaden müssen, sollen jetzt das Lenkrad rumreißen? 

Der Fisch stinkt vom Kopf, das ist allseits bekannt, also muss eine Kehrtwende auch von dort kommen. Politik ist in der Verantwortung, dort muss der Teufelskreis durchbrochen werden, das ganze Gesundheitssystem muss auf den Prüfstand, das Pflegeversicherungsgesetz mit all seinen Folge-Reparaturen muss sich zukünftig an einer wertschätzenden Pflege ausrichten, Leistung und gute Pflege muss sich wieder lohnen und Gesetze und Finanzmittel haben ausschließlich den Menschen zu dienen und nicht renditewütigen Investoren. Pflege ist die gesellschaftliche Herausforderung der Zukunft und kein Karrieresprungbrett für profilierungssüchtige Minister. Wir brauchen mutige Politiker, die den Stier bei den Hörnern fassen, auch auf die Gefahr hin, nicht wieder gewählt zu werden, alles andere ist Mainstream Geplapper, ohne durchschlagende Wirkung.

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Aus der Pflege-Not eine Pflege-Tugend machen!

„Pflege ist in aller Munde, weil es eine Notsituation gibt,“ sagte jetzt eine Funktionärin in einem Interview. Werden wir eigentlich auf Probleme erst aufmerksam, wenn es lichterloh brennt? Gut, dass die Probleme der Pflege z.Zt. thematisiert werden, aber gibt es eine wirklich Chance, denn für den massiven Fachkräftemangel sind verschiedene Auslöser verantwortlich, die sich über die letzten Jahrzehnt immer weiter potenziert haben! Seit den neunziger Jahren werden die Probleme in der Fachwelt thematisiert. Mitarbeiter für eine verantwortungsvolle und vielschichtige Aufgabe, wie die Pflege zu gewinnen, ist eigentlich nicht schwer, wenn sie mit ihrer fachlichen Kompetenz in Verantwortungen eingebunden werden, wenn man sie dementsprechend vernünftig bezahlt, wenn sie ausreichende Zeit haben, um die Aufgaben menschenwürdig zu erledigen, wenn sie Vorgesetzte haben die sie fördern, wenn sie in einem Team arbeiten, in dem das Miteinander und nicht das Gegeneinander das Maß ist, und, und, und. 

Die Frage ist jetzt aber, ist die Pflege noch zu retten? Die gesetzlichen und finanziellen Bedingen in der Pflege haben dazu geführt, dass viele Führungskräfte, um ihre Betriebe funktionsfähig zu erhalten (beide Begriffe sind bewusst gewählt, denn bei vielen Trägern geht es schon lange nicht mehr um Lebensräume und ein menschenwürdiges Miteinander), den ganzen Druck in ihre Systeme hinein gepresst und an die Mitarbeiter weitergegeben haben und wir wundern uns heute, dass die Fachkräfte fehlen!

Politik wird mit Sicherheit jetzt nicht den großen Wurf starten, denn über Jahre haben die jeweiligen Minister nur Retuschen vorgenommen und all die vielen Gesetze, die als Lösung propagiert wurden, wie z.B. das Mitarbeiterstärkungsgesetzt und das Pflegestärkungsgesetz hören sich zwar toll an, aber sie werden einen Rückwärtsgang nicht in einen Vorwärtsgang verwandeln, falsche Richtung bleibt falsche Richtung. Deshalb bleibt nur eins: „Hilf dir selbst.“ Machen sie aus ihrer Einrichtung, aus ihrem Träger, einen Vorreiter fachkompetenter, menschwürdiger Altenpflege, bezahlen sie gut, stellen sie die Mitarbeiter ihres Unternehmens in den Mittelpunkt, erkämpfen sie kostendeckende Pflegesätze, bei Pflegekassen und Sozialhilfeträgern, machen sie aus der Not eine Tugend. Wenn sie Hilfe brauchen, melden sie sich, denn der Blick nach Vorne ist der einzig richtige.

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