Ließt man nur seit Beginn dieses Jahres einige der Schlagzeilen in deutschen Pressemitteilungen, erkennt man schnell, wie es um die Alten-Pflege wirklich steht.
„Zu wenige Fachkräfte, zu große Mängel: Bei vier Pflege- und Altenheimen in Sachsen hat die Heimaufsicht jetzt die Notbremse gezogen“. MDR vom 18. Januar 2018
„In vielen Pflegeheimen in NRW droht ein Aufnahmestopp“, NRZ vom 02. April 2018
„Massive Beschwerden über Pflegeheim in Bedburg /Aufnahmestopp“, Rhein-Erft Rundschau 28. März 2018
„Altenhilfe-Träger verhängt Aufnahmestopp“, Die Pflegebibel vom 16. Januar 2018 „Der größte Altenhilfe-Träger im Kreis Göppingen, die diakonische Wilhelmshilfe, hat zum Jahreswechsel einen Aufnahmestopp stationär wie ambulant beschlossen, um die Überlastung ihrer rund 650 Pflegekräfte zu reduzieren und ein politisches Signal zu setzen, dass es so nicht mehr weitergehen könne“.
„Unterschleißheimer Pflegeheim in der Kritik“, Süddeutsche Zeitung vom 30. März 2018, Untertitel: „Die Geschäftsführung hat einen Aufnahmestopp verhängt“
„Wegen Mängeln: Aufnahmestopp für Bremer Pflegeheim“, buten un binnen 12. März 2018 Weiter schreibt buten un binnen am 04.04.2018
„Neue schwere Vorwürfe gegen Alloheim in Bremen“,
und am 05.04.2018 „Nach der wiederholten Berichterstattung von buten un binnen über Missstände im Pflegezentrum in der Marcusallee fordert der SPD-Abgeordnete Klaus Möhle die Schließung des Heims. Der private Betreiber Alloheim weist alle Vorwürfe zurück“.
Wie die Überschriften in der Presse deutlich machen, verschärft sich die Personalkriese in der Pflege tagtäglich und die Bemühungen der verantwortlichen Betreiber und Träger, für ihre Situation Lösungen zu finden, klaffen weit auseinander. Um seine Mitarbeiter vor den Überbelastungen zu schützen, ist ein gemeinnütziger Träger selber in die Offensive gegangen und hat sich einen Belegungsstopp auferlegt, weil er sieht, dass unter dem massiv zunehmenden Druck Mitarbeiter und Bewohner leiden. Ein anderer gemeinnütziger Träger wird durch Behörden und Kontrollen auf die Probleme in seinem Haus aufmerksam und stoppt jede weitere Belegung, um mit seinen Mitarbeitern das Problem zu bearbeiten. Ein dritter, privater Träger, wird nach den Kontrollen zur Nachbesserung aufgefordert, es ändert sich nichts, eine Tochter holt sogar die Mutter wegen schwerer Pflegemängel aus der Einrichtung und der Betreiber „weist alle Vorwürfe zurück“. Es ist zu vermuten, dass er die Probleme primär mit Hilfe seiner Anwälte „löst“.
Der Pflegealltag in deutschen Heimen ist am Limit und die Träger sind auf sich allein gestellt, wie sehen aber ihre Problemlösungsansätze aus? Der Geschäftsführer, der den Belegungsstopp für die Wilhelmshilfe entschieden hat sagt: „Ziel sei es, ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben oder wieder zu werden. Mit Workshops, Schulungen, Qualifizierungen, Ethikberatung, Gesundheitsförderung und interner Konsolidierung wollen wir dafür arbeiten, „bis wir wieder auf Kurs sind“. Die richtigen Maßnahmen, um Mitarbeiter für die Aufgabe am Menschen wieder ernst zu nehmen, ihnen Raum für ein fachliches, ethisch verantwortbares Handeln zu geben. Die Bundesregierung sieht offenbar keine Priorität bei Gesundheit und Pflege, so muss man es aus den aktuellen „Angeboten“ des Gesundheitsministers ablesen, und die Realität überholt weiterhin alle Bemühungen verantwortungsbewusster Betreiber, aus der Kriese einen Weg zu finden; wie lange halten das solche Träger ohne eine kostendeckende Finanzierung und die konstruktive Unterstützung durch die Politik durch? Herr Spahn gibt sein Bestes, aber Demokratie braucht Zeit, für Verhandlungen und Kompromisse. Soll Pflege in Deutschland bald wieder so aussehen?