Offener Brief an die ARD!

Sehr geehrte Damen und Herren der ARD Redaktion, die Sendung „Wie lösen wir den Pflegenotstand“, die sie der Produktionsfirma von Frau Maischberger abgekauft haben, könnte man, wenn man sehr böswillig wäre, unter dem Thema „Außer Spesen nichts gewesen“ abbuchen. Wie so oft bei solchen Talk-Shows, muss man sich die Essenz einer solchen Runde selber suchen. Aber nacheinander, Frau Berger und Frau Hallerman haben eindrucksvoll ihre persönlichen Erfahrungen mit Pflege vorgetragen, Erfahrungen, die täglich hunderttausende von Angehörigen in den unterschiedlichsten Ausprägungen erleben, die den Zuschauer sehr betroffen machen und den Pflegenotstand in Deutschland bestätigen, aber die wirklichen Veränderungsvorschläge vermissen liessen, außer dass das „Haus Pflege“ neu gebaut werden muss (Frau Hallermann). Herr Plett hat die Lanze für die Altenpflegekräfte gebrochen, die auf der einen Seite massiv überfordert sind, aber z.T. auch eine persönliche Befriedigung in dem Beruf finden. Es ist bekannt und allen klar, dass mehr Personal in der Pflege dringend nötig ist. Herr Rieger hat deutlich gemacht, dass man vom Polizisten über den Immobilienmanager zum Pflegerebell werden kann, indem man sich öffentlich gegen MDK Prüfungen wert und Herr Greiner hat sich, wie erwartet, um konkrete Antworten auf an ihn gestellte Fragen herumgedrückt, stattdessen dafür plädiert, dass man die Noten des MDK „richtig“ lesen muss. Konstruktive Anregungen waren verständlicherweise von diesen Gesprächspartnern auch nicht zu erwarten, weil sie doch in ihrem eigenen Erleben stark gefangen sind. Bei einem Aufsatz in der Schule zu dem Thema hätte der Lehrer darunter geschrieben „Thema verfehlt“.

Herr Spahn hat sich in dieser Runde sehr bemüht am eigentlichen Thema zu bleiben, er würde z.B., wenn der Koalitionspartner mitzieht, die MDK Prüfungen sofort aussetzen bis sich etwas „Besseres“ findet, das ist doch schon mal ein Wort. Darüber hinaus bestätigte er viele der Anmerkungen seiner Gesprächspartner und wiederholte mehrfach: „das verstehe ich gut, und „darüber müsste man sprechen“. Seine eigentliche Aussage aber trifft den Kern des Problems, nämlich, das an der Decke (der Finanzen) Viele ziehen, heißt: jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Diese Botschaft macht klar, Politik wird nur sehr begrenzt Mittel einsetzen um den Pflegenotstand zu beheben und daraus gibt es für alle Aktiven in der Pflege nur eine Konsequenz, „hilf dir selbst“. Frau Berger hat dann ungewollt aber sehr aufrichtig und sensibel den Schlusspunkt gesetzt und der heißt in der Übersetzung, „wenn ich einmal schwerstpflegebedürftig werden würde, möchte ich nicht mehr leben“, das hat sie so mit ihren Kindern besprochen. An dieser Stelle kommt dann wieder die Politik ins Spiel, die auf der einen Seite seinen Bürgern vorschreibt wie sie zu sterben haben (§ 217 StGB), aber nicht die notwendigen Mittel und gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür zur Verfügung stellt, dass eine pflegebedürftige Zeit bis dahin menschenwürdig und mit Fachverstand gestaltet werden kann. Sehr geehrte ARD Redaktion, das wäre doch mal ein Spannungsfeld, das sachkundig und kompetent diskutiert werden müsste.

Illustration Jürgen Pankarz
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Können wir das Ruder in drei Jahren rumreißen?

Es ist auch ein bisschen eine Bankrot Erklärung, wenn der Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner in einem Interview sagt: „Wir müssen in den kommenden drei Jahren das Ruder rumreißen, sonst sehe ich schwarz“.

Ein kurzer Blick zurück ist erlaubt. Für die Altenpflege gibt es auf Landes- und Bundesebene eine Vielzahl von Interessenvertretungen, da sind zum einen die Spitzenverbände der verschiedenen kirchlichen und privaten Trägergruppen, der Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, aber auch der Deutsche Pflegerat, er ist ein Zusammenschluss vieler Berufsverbände. Sie alle vertreten die Interessen der Pflegenden und der zu Pflegenden. Im Jahr 2003 berief das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) über 200 Fachleute aus den verschiedensten dieser Gremien zu einem sogenannten „Runden Tisch Pflege“, „um die Lebenssituation hilfe- und pflegebedürftiger Menschen in Deutschland zu verbessern“. Bis zum Sep. 2005 erarbeiteten die Teilnehmer unter dem Titel „Verbesserung der Qualität in der stationären Betreuung und Pflege“ verschiedene Vorschläge, einen davon unter dem Titel  „Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind in stationären Pflegeeinrichtungen für eine gezielte Personalgewinnung und – bindung konsequent zu verfolgen“. Übrigens, im Nov. 2005 trat Frau Merkel ihre erste Kanzlerschaft an. Warum schreibe ich das so ausführlich, weil alles längst bekannt ist, die Politik außer Marginalien nichts gemacht hat und die vielen Interessenvertreter/innen in diesen Jahren das Ruder hätten rumreisen können. Die Autoindustrie hat sich durchgesetzt, die Pharma Konzerne haben sich durchgesetzt, die Chemische Industrie hat sich durchgesetzt, etc., etc. etc. die Pflege Lobby „hat darauf hingewiesen“ .

Aber schauen wir nach vorne. Es ist davon auszugehen, dass die Prognose von Herrn Wagner Realität wird, heißt, Politik wird keine grundlegenden Änderungen in der Pflege umsetzen und der Personalmangel wird das bleibende Problem der Altenhilfe für die kommenden Jahre /Jahrzehnte und er wird sich noch verstärken. Eine Konsequenz daraus wird allerdings auch sein, dass das Personal verstärkt dort arbeiten wird wo sie gute Bedingungen vorfinden, nämlich fair und respektvoll behandelt werden und entsprechend entlohnt. Aus vielen Jahrzehnten Leitung weiß ich, dass dazu u.a. eine starke Organisation, eine offene und verbindliche Kommunikation, effektive Strukturen und nachvollziehbare Entscheidungswege gehören, die die Leitung in einem verbindlichen Wertekodex auch selber praktiziert, denn die Mitarbeiter können nicht „Zwei Herren dienen“. In einer solchen Einrichtung entsteht ein gutes Arbeitsklima, zuverlässige Diensteinteilungen und die wichtigen Förder- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter, wie Herr Wagner sie anspricht. Nur die Einrichtungen und Träger, die das begreifen, werden einem humanen Menschenbild dann noch gerecht, alle anderen werden nur ums Überleben kämpfen.

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Die Wirklichkeit will Politik nicht sehen!

Der Pflegenotstand ist Alltag in der Altenpflege, der Bericht in der TAZ  (TAZ -Leiharbeit in der Altenpflege-)  beschreibt es anschaulich. Die tägliche Wirklichkeit in deutschen Pflegeeinrichtungen, Ausnahmen bestätigen die Regel, ist geprägt von fehlendem, überfordertem und ausgelaugtem Personal. Private Betreiber, wie Alloheim, sind da nur die Spitze des Eisbergs, denn die Problematik des Personalmangels gibt es überall.

Fehlendes Personal, fehlendes Material, schlechte Behandlung, viel Druck, wann geht die gesamte Pflegebranche endlich geschlossen auf die Strasse und demonstriert, „weil wir es wert sind“, die Erzieher/innen konnten es doch auch.

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Billig Anbieter oder Qualitätsanbieter!

Es macht immer wieder „Freude“ führende Köpfe der Freien Wohlfahrtspflege, im diesem Fall der Diakonie, mit solchen Forderungen zu hören. (Altenpflege-online.net) Natürlich sind viele private Anbieter Preisbrecher und das nur, weil sie schlecht bezahlen, mit dem Personal jonglieren, und vielleicht „besser mit Geld umgehen können“???. Ja, wir brauchen einen flächendeckenden Tarifvertrag mit gleicher Bezahlung für alle Pflegekräfte und eine Kehrtwende in der Sozialpolitik. Es wäre aber auch gut, wenn die Freie Wohlfahrtspflege /Diakonie erst mal vor der eigenen Haustür kehren würde, ehe man öffentlichkeitswirksam von „an die Kandare nehmen“ spricht. Dort gibt es z.B. unterschiedliche Bezahlungen und Sondervereinbarungen in einzelnen Landeskirchen und kirchliche und gemeinnützige Träger haben Einrichtungen schon an private Träger verkauft, als sie mit den Finanzen nicht mehr klar kamen.

Seit Jahren sitzen die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in den verschiedensten Gremien auf Landes- und Bundesebene und die Entwicklung war absehbar, aber die Funktionäre vor Ort in Berlin haben nichts erreicht. Herr Kohl und Herr Blüm haben die Marktwirtschaft in der Pflege etabliert und Frau Merkel ist sehr zufrieden mit der Situation, denn die Spannungen des Marktes haben natürlich immer auch die Preise gedrückt und damit die Pflegeversicherungsbeiträge. Wenn ich in meiner Arbeit Pflegesätze verhandelt habe, musste ich mit Pflegekassen und Sozialhilfeträgern um jeden Cent kämpfen und viel zu viele Träger haben diesen Kampf verloren. Also keine großen Sprüche, macht eine gute Arbeit und kämpft um Pflegesätze, die dieser Arbeit gerecht werden, dann verlieren die Billig Anbieter von selbst.

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Ambulante Intensivpflege – ein krankes Geschäft! -report München-

Die Sendung vom 27.03.2018 reiht sich ein in die Katastrophenmeldungen aus der Pflege wie wir sie von Zeit zu Zeit in Presse Rundfunkt und Fernsehen vorgetragen bekommen. Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln, es ist unverzichtbar, dass die Medien die Probleme aufgreifen und den Finger in die Wunden legen, aber was ändert sich?

Das Fazit des Reporters war dann auch klassisch: „Die Politik kann etwas ändern, indem sie endlich für bessere Kontrollen bei Pflegediensten sorgt.“ Ist das die Lösung?

Das Dilemma wurde in dem Bericht mit der AOK Bayern deutlich, die beiden Vertreter der Kasse wiesen indirekt darauf hin, dass die bereits eingesetzten Kontrollen nicht greifen. Erster Punkt ist die MDK Note, sie spiegelte nicht die Realität des Pflegedienstes wider, denn er war mit 1,7 bewertet und die gezeigten Leitungen waren schlecht. Um sich besser zu informieren empfiehlt der Mitarbeiter der AOK den Versicherten, sich den gesamten Transparenzbericht zu besorgen, um sich ein ganzheitliches Bild machen zu können. Die Begründung: die MDK Noten spiegeln nicht alle Inhalte der Prüfung wider. Punkt zwei, der leitende Mitarbeiter der AOK musste eingestehen, dass es ein Versorgungsproblem gibt, das zur Folge hat, dass Pflegedienste, gegen die wegen Betrugs ermittelt wird, die Patienten trotzdem weiter versorgen müssen und sogar von der AOK „empfohlen“ werden.

Es war die Idee der Politik, dass die MDK Noten es den Versicherten erleichtern einen guten Pflegedienst oder eine gute Pflegeinrichtung zu finden. Was ist daraus zu schließen: das Benotungssystem hat versagt, wenn der Versicherte sich schon den ganzen Bericht durchlesen muss um festzustellen, was bei dem Leistungsanbieter gut oder schlecht ist. Ergebnis, die Kontrollen funktionieren nicht, die MDK Noten sind eine Farce.

Noch deutlicher werden die Probleme an der Tatsache, das Pflegdienste kriminelle Energie entwickeln, indem sie unausgebildete, der deutschen Sprache nicht mächtige, ausgebeutete Mitarbeiter zu hochkomplexen medizinischen Aufgaben schicken, um für Leistungen zu kassieren, die sie nicht erbringen und auch nicht erbringen können. Wenn die Kranken- /Pflegekassen diese Pflegedienste dann auch noch vermitteln mit der Begründung, das es ein Versorgungsproblem gibt, dann ist das nicht nur ein Pflegenotstand, dann ist das unverantwortlich und geradezu schizophren.

Kriminelles Handeln wird sich nicht mit MDK Prüfungen lösen lassen, denn kriminelle Energie kann nur mit kriminalistischen Methoden bekämpft werden. Der Pflegenotstand (Fachkräftemangel) braucht zukunftsorientiertes Handeln, er wird nur mit mehr und gutausgebildeten Fachkräften aufgelöst, d.h. eine leistungsgerechte Bezahlung, eine wertschätzende Anerkennung und gute Arbeitsbedingungen, das motiviert und gibt der Pflege Perspektive, wann begreifen wir das endlich!

Verständlicherweise werden jetzt viele fragen: „und wie lösen wir damit den gegenwärtigen Fachkräftemangel“? Natürlich nicht, aber wenn jetzt nicht eine grundlegende Wende eingeleitet wird, werden wir in Zukunft immer mehr Berichte über die Katastrophen in der Pflege sehen, denn viele personelle Bedingungen auch in Stationären Pflegeinrichtungen ähneln schon jetzt der Situation aus der Sendung.

STOP!, etwas kann jetzt schon getan werden, viele Arbeitgeber sollten sich einmal die Arbeitsbedingung in ihren Einrichtungen genauer ansehen, da gibt es auch einiges zu verbessern. Wie sehen sie das?

Illustration Jürgen Pankarz
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Pflegenotstand und keine Ende in Sicht!

Fachkräftemangel: 20.000, 50.000 oder 100.000 offene Stellen in der Pflege, die Artikel über dieses Thema in der Presse überbieten sich bei den aktuellen Zahlen und ebenso bei den Prognosen für die Zukunft, aber auf mehr oder weniger kommt es nicht mehr an, denn der Fachkräfte Mangel wird von Tag zu Tag ein unüberwindbareres Problem und wirkliche Lösungen sind nicht in Sicht.

Was sind die Ursachen; neben der Tatsache, dass zu wenig ausgebildet wird, hat sich in den letzten Jahren, Jahrzenten ein Teufelskreis entwickelt, der durchbrochen werden müsste. Preiskontrollen bis hin zum Preisdiktat durch Pflegekassen und Sozialhilfeträger, ein ruinöser Wettbewerb unter den Einrichtungen, eine politisch forcierte Abwertung der Pflege in den Heimen und eine gleichzeitig ansteigende Zahl der Pflegebedürftigen, verbunden mit einer Zunahme von komplexeren medizinischen Problemlagen, haben zu massiven Belastungen und damit Überforderungen der Mitarbeiter geführt. Die Konsequenzen sind bekannt, erhöhte Krankheitsquoten bei den Mitarbeitern und zunehmend mehr Berufsaussteiger. Auf der Internetseite www.gutefrage.net antwortet ein Fachkraft auf die Frage:

„Warum gehen nicht mehr Leute in die Pflege arbeiten?“                        
Antwort von Geraldianer am 20.05.2017:

  • Altenpfleger verdienen heute etwa 3.000 € brutto im Monat, wenn sie einige Jahre bei einem guten Träger arbeiten.
  • In vielen, besonders privaten und ambulanten Einrichtungen wird aber schlechter gezahlt. In Ostdeutschland noch viel weniger. In manchen Einrichtungen gibt es auch sehr schlechte Arbeitsbedingungen.
  • Der Arbeitgeberverband mit seinem Chef-Lobbyisten Rainer Brüderle (genau der mit der weinseligen Stimme) versucht Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen zu verhindern.
  • Viele Leute haben Angst sich zu ekeln, vor allem Männer aber auch junge Frauen haben lieber Berufe die vom Status mehr her machen.
  • Viele Einrichtungen suchen lieber mit teuren Werbekampagnen neues Personal als die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
  • Dazu kommen die realen Belastungen: Zeitdruck, körperliche Belastungen, Schichtarbeit schrecken viele Bewerber ab und nicht jeder ist den Beanspruchungen gewachsen. Aber der Beruf hat auch schöne Seiten. Beispielsweise der Umgang mit Menschen und es wird nie langweilig.
  • Wenn Personal fehlt wird der Druck auf die Mitarbeiter noch größer. Das ist leider ein Teufelskreis. Die Pflege muss in den nächsten Jahren sicher stärker hierarchisch aufgebaut werden. Es werden zunehmend Menschen mit geringer Qualifikation eingestellt werden, die die Fachkräfte von den einfachen Arbeiten entlasten.

Bedingungen, die nicht gerade motivieren, diesen Beruf zu ergreifen. Die Lösung, die der Verfasser aber für die Zukunft sieht, werden in einem fachlichen Desaster münden, heißt, die fehlenden Fachkräfte werden durch Hilfskräfte ersetzt und die Qualität der Arbeit sinkt weiter ab. Wenn sich nicht radikal etwas ändert, ist abzusehen, dass es so kommt. Die Politik wird stillschweigend „zuschauen“, denn damit würde die Pflege billiger, im wahrsten Sinne des Wortes und die Ausgaben würden nicht weiter steigen und beteuert wird selbstverständlich, dass man alles tut um es zu ändern.👎

Die „Lösungen“, die viele Träger heute schon einsetzen heißen: Kosten reduzieren, aber das ist ein Schuss nach hinten. Der richtige Weg ist eine gleiche und leistungsgerechte Bezahlung für alle Pflegekräfte in Deutschland, das ist eine grundlegende Forderung und müsste schnellstens realisiert werden. Seit vielen Jahren wird in einer Fülle von Gremien, auf Konferenzen, in Arbeitskreisen und Fachtagungen viel geredet, und noch mehr gefordert, aber nichts zielführendes getan. In der Zwischenzeit verschärft sich die Situation weiter von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr. Um Goethe, mit kleinen Änderungen, zu zitieren: „Der Worte sind genug gewechselt, Laßt uns nun endlich Taten sehn! Indes ihr Ausschüsse nur drechselt, könnt etwas Nützliches geschehn“.

Es wird Zeit, dass die Altenpflege geschlossen und nachhaltig auftritt, das Verbände und Fachgremien aufhören mit der Politik einen Kuschelkurs zu fahren und mit der sprichwörtlichen Faust auf den Tisch hauen. Politik wird freiwillig immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner anbieten und bei jeder kleinen Änderung denken alle, „na ja, wenigstens ein Anfang“. Der Pflegenotstand bringt jeden Tag viele Menschen um eine menschenwürdige Pflege und Mitarbeiter an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Wer will verantworten, dass die Schwächsten und Hilflosesten unter uns, die ihre Leistungen für diese Gesellschaft erbracht haben, durch diese gleiche Gesellschaft zu Opfern im System werden?

 

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Spahns neuer Pflegebevollmächtigter, hoffentlich voll-mächtig !

Der neue Gesundheitsminister hat ruck zuck eine Personalentscheidung getroffen, er hat Andreas Westerfellhaus zum neuen Pflegebevollmächtigten vorgeschlagen und das Bundeskabinett hat ihn bestellt.

Tritt in der Politik jemand ein neues Amt an, gibt es sicher die ersten Kommentare die wissen warum derjenige es nicht kann, oder gar der Falsche für die Aufgabe ist. Wie sagt man mit Recht: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, und deshalb gehört Herrn Westerfellhaus ein Vertrauensvorschuss, Vertrauen darauf, dass er wirklich etwas ändert, die lange anstehenden Probleme anpackt und damit einem Kollaps in der Pflegelandschaft entgegen wirkt, der absehbar ist. Das Ziel ist also klar, er muss gesetzliche Veränderungen initiiert die der Pflege sichtbar aus dem Tal der Unglückseligkeit heraushelfen. Das Zauberwort ist nicht nur Geld, denn zunächst müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass mehr Geld auch an den richtigen Stellen ankommen kann. Da ist ein entscheidender Punkt gleich zu Anfang aller Bemühungen die Bezahlung der Pflegekräfte, sie muss flächendeckend auf ein gleiches Niveau gehoben werden und sie muss den Leistungen dieser schweren Arbeit angemessen sein. Die Hürden allein bei diesem Thema sind hoch und heißen u.a. Tarifhoheit, Kirchenrecht, private Vereinbarungen.

Als ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Pflegerates und Fachmann kennt er die Probleme genau, denn er spricht davon, dass „Pflege eine Reform braucht“, dass „wir einen nationalen Aktionsplan für die Pflege brauchen“ und das „es zu viel Bürokratie und unsinnige Regeln gibt“ („Spahns Berater fordert Pflege-Aktionsplan“, Neue Westfälische 20.03.2018). Gut gebrüllt Löwe, jetzt heißt es anpacken und einer Reform auf die Beine helfen, die den Namen auch verdient, dabei wird es ihm wenig helfen, dass er Herrn Spahn seit 15 Jahren kennt. Er braucht einen ausgeprägten Kampfgeist, einen langen Atem und gute, engagierte Mitstreiter, denn die Widerstände der Politik (trotz anderslautender Beteuerungen), der Kirchen (trotz gegenteiliger Zusicherungen), der Pflege- und Krankenkassen und der Arbeitgeberlobby wird groß sein und auch nicht immer offen und fair geführt, denn es geht wie immer um Geld und Macht. Kompromisse werden nichts lösen und ein Pflegestärkungsgesetz, wie Herr Gröhe es verantwortet, ist ein klitzekleines Schrittchen, aber wird die Realität eines zunehmenden Pflegenotstandes nicht aufhalten, also wünschen wir Herrn Westerfellhaus viel Kraft und Ausdauer für den sicher nicht leichten Weg.

Wie ist ihre Meinung dazu!

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Kapitalanlage Pflege!

„Nordic Capital kauft Alloheim“, diese und andere Schlagzeilen dokumentieren eine Entwicklung, die kritisch betrachtet werden muss. Während die Politik mit großen Worten bemüht ist eine „Verbesserung“ der Pflegesituation in Deutschland herbei zu reden, wird der Pflegemarkt immer stärker von Investoren für Kapitalanlagen genutzt, die darin einen profitablen Wachstumsmarkt mit guten Renditen sehen. Es zeigt, wie Investoren die Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, zum Spekulationsobjekt herabwürdigen.

Die Überschriften auf den Internetseiten dieser Anbieter sind betörend und Hochglanz gestylt, sie suggerieren etwas, was nichts mit der unternehmerischen Zielsetzung zu tun hat. Alloheim schreibt „Wir dienen ihrer Lebensqualität“ oder Korian „Wir gestalten die Zukunft der Pflege und Betreuung – mit Menschen, Einrichtungen und Lebensräumen, die würdevolles Altern möglich machen“ oder pro seniore spricht von seinen langjährigen Erfahrungen: „Beste Voraussetzung, um Ihnen oder Ihren Lieben ein umsorgtes und somit sorgenfreies Leben zu ermöglichen“.

Worum geht es aber wirklich wenn Menschen ihr Kapital bei Private-Equity-Fonds anlegen, die dieses Geld dann in Pflegeunternehmen investieren, natürlich um Rendite. Die Carlyle Group hat 2013 Alloheim mit 48 Einrichtungen gekauft, sie hat auf Expansion gesetzt und alles dazugekauft, was sich auf dem Markt anbot. Die Besitzer, die verkauft haben, waren froh, dass sie mit den Erlösen für ihre Häuser aus einem sehr schwierigen Aufgabenfeld aussteigen konnten und möglicherweise auch noch gut dabei verdienten. Alloheim wuchs so in den letzten vier Jahren auf über 165 Einrichtungen und Dienste, sodass Carlyle die Chance sah wieder mit Gewinn zu verkaufen und Alloheim „auf den Markt warf“. Bieter-Wettbewerb nennt man so etwas, um den bestmöglichen Preis zu erzielen. Die Schwedische Nordic Capital Gruppe hat dann bei 1,1 Milliarden Euro den Zuschlag bekommen. Der Preis errechnet sich aus dem 12,5 fachen des für 2017 erwarteten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), der mit 88 Mill. Euro prognostiziert wurde. (Quelle: Healthcare Marketing vom 8.12.17)

Pflege ist also für Investoren ein lukrativeres Geschäft geworden und wenn es in Einrichtungen nicht klappt, weil der Druck auf die Mitarbeiter unendlich ist und die Probleme zu groß werden, wird das Haus schnell verkauft und man braucht sich mit der Wirklichkeit in der Pflege nicht auseinanderzusetzen. („Alloheim in Ludwigsburg wird verkauft, Altenheim-Schließung ist abgewendet“, Stuttgarter Nachrichten vom 29.11.17), oder „Aufnahmestopp für Bremer Alloheim. Nach Hessen und Baden-Württemberg wurde jetzt einer Bremer Einrichtung des Betreibers Alloheim von der Heimaufsicht ein Aufnahmestopp auferlegt“. (http://www.marktdialog-ticker.de/de/start/betreiber.html vom 12.03.2018)

Es ist ein Skandal, 88 Mill. Euro Gewinn, ein Betrag mit dem 1560 Vollzeitstellen für Pflegefachkräfte jedes Jahr zusätzlich bezahlt werden könnten und die Politik schaut zu, wie deutsche Versichertenbeiträge, Steuergelder und private Ersparnisse der Betroffenen in Private Equity Fonds verschwinden und reiche Menschen noch reicher werden. Politiker nennen das Wettbewerb und Alloheim nennt sich auf seiner Internet Seite auch noch „Pionier“: „Alloheim gehört zu den Pionieren im Markt…

Den wirklichen Pionieren ging es um die Menschen, ihre Sorgen, Probleme und Leiden und die hießen u.a. Wichern, Werthmann oder Fliedner, sie haben im 19. Jahrhundert ein Leistungs- und Qualitätsprofil begonnen aufzubauen, das die Hilfe am Menschen in den Mittelpunkt stellte.

Pflege als Kapitalanlage ist auf dem „besten Weg“ sich endgültig davon zu verabschieden.

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Die Altenpflege braucht eine Reform, keine „Reförmchen“!

Bei den Pflegekräften gibt es immer mehr Burnout, die Leitungskräfte fühlen sich hilflos und reagieren mit Druck, der sich in vielfältigen, eher destruktiven Verhaltensweisen äußert und die Situation entwickelt sich zu einem Teufelskreis.

Nur eine grundlegende Reform kann da Abhilfe schaffen, die von Anfang an klare Botschaften für die Mitarbeiter und Träger setzt, da eine solche Veränderung viele einzelne Schritte braucht und auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet ist. Für die Pflegekräfte muss von Anfang an klar sein, eine solche Reform wird sie und das was sie leisten aufwerten, indem Entlastungen geschaffen werden, die es ihnen ermöglichen, ihre Arbeit an den Menschen mit fachlicher Kompetenz und Freude ausüben zu können. Die Politik ist in der Verantwortung die Voraussetzungen dafür zu schaffen:

  • Es wird einen einheitlichen Tarifrahmen für alle Pflegekräfte geben müssen, der eine leistungsgerechte, gleiche Bezahlung garantiert und sicher stellt, das die Mitarbeiter in der Pflege mit ihrer Bezahlung nicht das ausbaden müssen, was Gewerkschaften, Kirchen und freie Träger nicht hinbekommen. Probleme wie Tarifhoheit, dritter Weg der Kirchen, etc., müssen überwunden werden.
  • Pflegesatz Garantien, die unter Berücksichtigung eines bundeseinheitlichen Stellenschlüssels die tarifliche Bezahlung der Mitarbeiter einschließen und festlegen, dass mit der Pflege keine Gewinne gemacht werden dürfen. Das heißt, kostendeckend, aber keine ungerechtfertigte Bereicherung, denn die Kosten müssen neu zwischen Pflegekassen, Krankenkassen, Sozialhilfeträgern und Selbstzahlern verteilt werden. Pflege gründet sich auf sozialem Engagement und ist kein Geschäft.
  • Eine erneute Ausbildungsinitiative, die Sicher stellt, das die Auszubildenden keine billigen „Fachkräfte“ sind, die bei jedem Personalengpass eingesetzt werden können und schon in ihrer Ausbildungszeit feststellen müssen, dass sie diesen Beruf nicht lange ausüben werden. Gute Fachkräfte entstehen durch eine fundierte Ausbildung, nicht durch Ausbeutung.

Drei grundlegende Voraussetzungen für eine wirkliche Veränderung, die dann auch bei den Mitarbeitern in der Pflege ankommen um von der Basis her zu stabilisieren und damit der Pflege eine wirkliche Zukunft ermöglichen.

Pflege ist kein Markt und alle Bemühungen der Politik seit Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes 1995 haben nur noch mehr Kontrollen eingeführt und verschärft, Regeln erweitert und Gelder umverteilt. Pflege kostet Geld und das PVG war immer nur eine Teilkasko Versicherung, also waren alle Bemühungen der Politik vordringlich darauf ausgerichtet, die Kosten im Griff zu behalten. Jetzt ist das „Kind auf dem besten Weg in den Brunnen zu fallen“, denn die Pflege wird sich unter den aktuellen Bedingungen mit Sicherheit nicht verbessern, sondern es ist abzusehen, dass der Fachkräftemangel weiter zunimmt und sich die Situation bis hin zur Unmenschlichkeit verschärft.

Illustration: Jürgen Pankarz
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8000 neue Pflegekräfte sind nur ein Feigenblatt auf den Problemen der Pflege!

Wenn die neue Bundesregierung im Amt ist, wird sich herausstellen, dass sich für die Pflege nichts ändert. Für die 8000 versprochenen zusätzlichen Stellen müssen erst einmal die entsprechenden Fachkräfte da sein, die jetzt schon fehlen, außerdem bleibt die Frage, wer bezahlt? Der Anteil der Pflegekassen ist festgelegt, also ist klar, dass der Mehrbetrag bei den Sozialämtern und Selbstzahlen hängen bleibt, wofür dann außerdem die Einrichtungen erst einmal neue Pflegesätze beantragen müssten. Außerdem sind 8000 neue Mitarbeiter exakt 2,6 Minuten mehr Leistungen am Tag für jeden Pflegebedürftigen, also allenfalls gut gemeint, aber wirkungslos. Schauen wir uns die Problemlage erst einmal genauer an:

  1. Die zu geringe und sehr unterschiedliche Bezahlung der Mitarbeiter. Ursache sind die unzähligen und sehr unterschiedlichen Tarifverträge der verschiedenen Kirchen, der einzelnen Gemeinnützigen Träger wie AWO, Rotes Kreuz, etc., und die unkontrollierbaren freien Vereinbarungen bei Privaten Trägern.
  2. Die nicht immer kostendeckenden Pflegesätze und ein falsches Kostenmanagement vieler Einrichtungen. Jeder Träger verhandelt für seine Einrichtungen und zwar für jede gesondert, die Pflegesätze, die kostendeckend sein sollen. Die gesetzlichen Vorgaben sind zwar bundeseinheitlich vorgegeben, aber dafür sind von Bundesland zu Bundesland die Rahmenbedingungen unterschiedlich und bei den Verhandlungen sitzt u.a. der zuständige Verhandlungspartner der Sozialhilfeträge mit am Tisch und ist verständlicherweise immer auch auf seinen eigenen Sozialhaushalt fixiert. Darüber hinaus sind Pflegesatz Verhandlungen zeitlich sehr aufwendig (in der Regel über mehrere Monate), die Pflegesätze werden prospektiv verhandelt, also für die Zukunft und sollen außerdem angemessen sein. Aktuelle Veränderungen können neu verhandelt werden, in der Zwischenzeit entstehende Kosten gehen aber zu Lasten des Trägers.
  3. Der Fachkräfte Mangel und die vielfach fehlenden Führungsqualitäten, um damit angemessen umzugehen. Die Ausbildungsinitiativen haben zwar dazu geführt, dass in der Altenpflege mehr ausgebildet wird, aber durch die steigenden Zahlen der Pflegebedürftigen, hinkt die Anzahl der neu auf den Arbeitsmarkt kommenden Fachkräfte seit Jahren hinter dem Bedarf her. Der Druck mit den vorhandenen Ressourcen eine am Menschen und seinen Bedürfnissen orientierte Pflege zu organisieren, führt bei vielen Leitungskräften dazu, den Druck nach Unten weiterzugeben und verstärkt den Rückzug vieler Pflegekräfte aus der Pflege und steigert die Krankheitsquoten.

Drei entscheidende Grundprobleme, die gelöst werden müßten, damit die Mitarbeiter in der Pflege überhaupt eine Perspektive sehen!

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