Das wäre ein Skandal!

Pflegemarkt.com twittert heute „Alloheim plant Erwerb aller Anteile an Costmas Beteiligungsgesellschaft“. Zur Erklärung, diese Gesellschaft verpachtet Immobilien an die Itertalklinik Seniorenzentrum GmbH & Co. KG . Weiter schreibt Pflegemarkt: „Ebenfalls erworben werden soll die Itertalklinik Seniorenzentrum GmbH & Co. KG, an welcher Cosmas beteiligt ist“. Diese Gesellschaft wiederum betreibt Einrichtungen für Senioren u.a. auch ein Pflegeheim in Simmerath.

Bis zum September 2016 betrieb diese Einrichtung Alloheim und geriet nach massiven Beschwerden und erkennbaren Mängeln in den Focus der Heimaufsicht, die zunächst einen Belegungsstop anordnete und dann mit der Schließung drohte, da sich trotz wiederholter Auflagen nichts änderte. Um eine Evakuierung der Bewohner zu verhindern, fand sich ein neuer Betreiber und zwar die Itertalklinik Seniorenzentrum GmbH & Co. KG unter ihrem geschäftsführenden Gesellschaft Dr. med. Christoph M. Kösters, der sie auch heute noch betreibt.
Am 30.09 2016 schreibt die Aachener Zeitung unter dem Titel Seniorenresidenz: Zwischen Schock, Wut und Hoffnung“ dazu: „Die Betroffenen konnten am Donnerstagabend erleichtert aufatmen. Das rigorose Vorgehen der Heimaufsicht beendete einerseits schlagartig die wiederholt angemahnten eklatanten Pflegemissstände im Haus, aber die Tage der Ungewissheit hatten auch viele der Bewohner in Angst und Schrecken versetzt, dass sie nicht mehr in Simmerath bleiben könnten“.

Sollte der oben beschriebene Verkauf der Cosmas und der Itertalklinik Gesellschaften Wirklichkeit werden, wäre das ein Skandal, der nicht zu überbieten ist. Ein Betreiber von Pflegeinrichtungen muss wegen massiver Mängel unter Druck der Heimaufsicht die Einrichtung abgeben und erwirbt sie zwei Jahre später wieder mit dem Kauf der gesamten Gesellschaft zurück.

Alloheim steht an verschiedenen Standorten in Deutschland unter Kritik und wurde gerade erst für 1,1 Milliarden Euro von der schwedischen Nordic Capital aufgekauft, die dazu auf ihrer Internetseite schreibt: „Nordic Capital acquired Alloheim in March 2018. As an established healthcare investor with a track record of building high quality sustainable businesses, Nordic Capital intends to support Alloheim management’s strategy to continue to deliver high quality services and care to its residents, and to invest in further expanding the facilities and services offered by Alloheim“. Stimmen Anspruch und Wirklichkeit hier überein?  Nordic Capital führt seine div. Investments auf und schreibt jeweils dazu, wann sie übernommen und wann sie wieder verkauft wurden, z.B. Investment dat:2014, Exit date:2107. Wann ist es für Alloheim so weit? Der pflegebedürftige, hilflose Menschen als Handelswahre für Spekulanten und Renditejäger!  

Illustration: Jürgen Pankarz
Beitrag teilen:

Wie macht man Jobs in der #Pflege attraktiver?

Pflegenotstand (nur) in Bayern? BP24 vom 10.04.18. Der Schlagzeilen-Journalismus zu den aktuellen Problemen blockiert leider immer wieder die Tatsache, dass Pflegebedürftige in der Altenpflege zum „Abfallprodukt“ unserer Wahrnehmung werden.

Die pflegebedürftige 82 jährige demente Frau K. lebt seit 4,5 Jahren im Heim XY; sie hat keine Verwandten mehr. Seit 3 Jahren kümmert sich ein Berufsbetreuer um ihre finanziellen und administrativen Angelegenheiten, er hat über 60 weitere Klienten und kann aus Zeitgründen nur alle sechs Wochen mal nach ihr  schauen. Frau K. hat Pflegerad 4 , sie hatte einen starken Bewegungsdrang, früher ist sie mit ihrem Mann viel gewandert, ist immer unruhig durchs Haus gelaufen und hat es auch öfters verlassen, sodass sie gesucht werden musste. Ein Oberschenkelhalsbruch wurde nicht richtig auskuriert und der Personalmangel verbunden mit dem häufigen Wechsel der Mitarbeitern, hat auch dazu geführt, dass der Diabetes oftmals unkontrolliert blieb, sodass Frau K. ein Unterschenkel amputiert werden musste. Der Betreuer wurde über die gesundheitlichen Veränderungen informiert, hat tel. auch mal nachgefragt, konnte die Situation aber letztendlich nur aus der „Ferne“ verfolgen. Nun liegt Frau K. fest im Bett, die Beruhigungstabletten, der Sturz, der unkontrollierte Diabetes haben das ihre getan und so müssen die Mitarbeiter (2 bei 34 Bewohnern in einer Schicht) nicht mehr hinter Frau K. herlaufen und können ihr regelmäßig die Medikamente verabreichen, wenn diese auf Grund des Personalmangels überhaupt ordnungsgemäß vorbereitet sind.

„Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt.“ Zitat von Gustav Heinemann. Wie viele der über 800.000 Pflegebedürftigen in deutschen Heimen müssen unter den beschrieben und oft noch schlechteren Bedingung vor sich hin vegetieren. Was hat diese Gesellschaft mit den schwächsten und hilflosesten Mitgliedern gemacht? Sind das attraktive Arbeitsbedingungen für motivierte und engagierte Pflegekräfte? Politik hat in den letzten 20 Jahren aus Pflege einen Markt gemacht, die Kosten gedrückt und die Kontrollen erhöht, jetzt steht sie vor dem Scherbenhaufen und hat wieder nur Trostpflaster anzubieten. Wann gibt es eine richtige Reform der Pflege, damit Pflegekräfte wieder Freude an ihrem Beruf haben, dann ist er auch wieder attraktiv.

Beitrag teilen:

Können wir das Ruder in drei Jahren rumreißen?

Es ist auch ein bisschen eine Bankrot Erklärung, wenn der Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner in einem Interview sagt: „Wir müssen in den kommenden drei Jahren das Ruder rumreißen, sonst sehe ich schwarz“.

Ein kurzer Blick zurück ist erlaubt. Für die Altenpflege gibt es auf Landes- und Bundesebene eine Vielzahl von Interessenvertretungen, da sind zum einen die Spitzenverbände der verschiedenen kirchlichen und privaten Trägergruppen, der Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, aber auch der Deutsche Pflegerat, er ist ein Zusammenschluss vieler Berufsverbände. Sie alle vertreten die Interessen der Pflegenden und der zu Pflegenden. Im Jahr 2003 berief das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) über 200 Fachleute aus den verschiedensten dieser Gremien zu einem sogenannten „Runden Tisch Pflege“, „um die Lebenssituation hilfe- und pflegebedürftiger Menschen in Deutschland zu verbessern“. Bis zum Sep. 2005 erarbeiteten die Teilnehmer unter dem Titel „Verbesserung der Qualität in der stationären Betreuung und Pflege“ verschiedene Vorschläge, einen davon unter dem Titel  „Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind in stationären Pflegeeinrichtungen für eine gezielte Personalgewinnung und – bindung konsequent zu verfolgen“. Übrigens, im Nov. 2005 trat Frau Merkel ihre erste Kanzlerschaft an. Warum schreibe ich das so ausführlich, weil alles längst bekannt ist, die Politik außer Marginalien nichts gemacht hat und die vielen Interessenvertreter/innen in diesen Jahren das Ruder hätten rumreisen können. Die Autoindustrie hat sich durchgesetzt, die Pharma Konzerne haben sich durchgesetzt, die Chemische Industrie hat sich durchgesetzt, etc., etc. etc. die Pflege Lobby „hat darauf hingewiesen“ .

Aber schauen wir nach vorne. Es ist davon auszugehen, dass die Prognose von Herrn Wagner Realität wird, heißt, Politik wird keine grundlegenden Änderungen in der Pflege umsetzen und der Personalmangel wird das bleibende Problem der Altenhilfe für die kommenden Jahre /Jahrzehnte und er wird sich noch verstärken. Eine Konsequenz daraus wird allerdings auch sein, dass das Personal verstärkt dort arbeiten wird wo sie gute Bedingungen vorfinden, nämlich fair und respektvoll behandelt werden und entsprechend entlohnt. Aus vielen Jahrzehnten Leitung weiß ich, dass dazu u.a. eine starke Organisation, eine offene und verbindliche Kommunikation, effektive Strukturen und nachvollziehbare Entscheidungswege gehören, die die Leitung in einem verbindlichen Wertekodex auch selber praktiziert, denn die Mitarbeiter können nicht „Zwei Herren dienen“. In einer solchen Einrichtung entsteht ein gutes Arbeitsklima, zuverlässige Diensteinteilungen und die wichtigen Förder- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter, wie Herr Wagner sie anspricht. Nur die Einrichtungen und Träger, die das begreifen, werden einem humanen Menschenbild dann noch gerecht, alle anderen werden nur ums Überleben kämpfen.

Beitrag teilen:

Ist gute Qualität in der Pflege zu erkennen?

„Unangemeldete Prüfungen für Pflege-TÜV“, rbb Sendung vom 06.04.2018.

Der Versuch des Senders, an Hand einer MDK Prüfung (genannt Pflege TÜV) in einem Pflegeheim zu zeigen, was „Qualität“ im Pflegealltag bedeutet, ist in dem Beitrag deutlich geworden. Auf einer Pflegestation eines Pflegeheims in Brandenburg, auf der 33 Bewohner leben, waren an diesem Tag 4 Pflegemitarbeiter eingesetzt und der Reporter hat darauf hingewiesen, das für jeden Bewohner 15 Minuten für die Morgentoilette zur Verfügung standen. In dieser Zeit müssen die Mitarbeiter die bettlägerigen, dementen und körperlich massiv eingeschränkten Damen und Herren aus dem Bett holen oder im Bett entkleiden, waschen, pflegerisch versorgen, ankleiden und Frühstück anreichen. Da wird jedem bewusst, das ist Fließband und hat mit Qualität nicht viel zu tun? Die wirkliche Qualität in diesem Haus waren die freundlichen und zugewandten Mitarbeiter, die sich bemühten trotz Zeitmangel und viel Druck am Menschen zu bleiben.

Die Prüfung selber bezog sich auf die Überprüfung der Pflegedokumentation und Stichproben (drei) bei einzelnen Bewohnern, ergänzt um die persönliche Befragung und in Augenscheinnahme der Ausgelosten vor Ort. Der Herr, der sich bereit erklärt hatte auch gefilmt zu werden, wurde aufgefordert die Arme hochzuheben und gebeten, ob die MDK Mitarbeiterin sich seinen Po ansehen darf. Er wurde gefragt ob er, wie geplant, einmal täglich in den Rollstuhl gesetzt wird. Die unklare und auch verneinende Antwort des Bewohners überging die Dame. Stattdessen reichte es ihr, dass er auf die Frage, ob die Mitarbeiter freundlich sind und das Essen schmeckt, bestätigend antwortete. Wie fühlt sich ein hilfloser, abhängiger Mensch, wenn eine wildfremde Person kommt und will eine „Fleischbeschau“ durchführen, um die Punkte in ihrem Protokoll ordnungsgemäß abzuarbeiten. Die Prüfer erklärten, das sei die Überprüfung der Ergebnisqualität. Das ist keine Kritik an den Prüfern, das ist massive Kritik am Prüf-System.

Die Prüfer kontrollierten außerdem noch in der Pflegedokumentation die ordnungsgemäße Handhabung der Medikamente, die Sturz- und Lagerungsprotokolle, aber auch darüber hinaus die Betreungsangebote,  die Dienstpläne der Mitarbeiter und die Speisepläne verbunden mit einem Blick in die Küche. Das Ergebnis dieser Prüfung wurde dann mit der Leitung besprochen. In dieser Einrichtung „verschlechterte“ sich die Gesamtnote von 1 auf 1,2. Diese „Verschlechterung“ war neben einer zweiten Marginalie darauf zurückzuführen, dass bei einem Medikament eines Bewohners das Verfallsdatum abgelaufen war; was sagt diese Gesamtnote dann über die Qualität der Arbeit aus? NICHTS!

Wenn wir den administrativen Aufwand mit der Aussagekraft einer solchen Note ins Verhältnis setzen, wird schnell klar, dass ein wichtiger Teil der Arbeitszeit in der Pflege nicht für die Menschen, sondern für die administrative Arbeit gebraucht wird. Die Ergebnisse des „Pflege TÜV´s“ haben nur eine unzureichende und oft auch falsche Aussagekraft zur Qualität der Pflege. Die Stichproben betreffen gerade mal 5% der Bewohner und da sie nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden, sind sie nicht einmal repräsentativ.

Eine wirkliche Qualität könnten vor Ort aktive Heimaufsichten beurteilen, die „ihre“ Heime kennen, diese regelmäßig besuchen auch unangemeldet und eine ganzheitliche Sicht der Arbeit haben. Die Konsequenz müsste sein, die MDK Prüfungen werden abgeschafft, das frei werdende Personal wird den kommunalen Heimaufsichten zur Verfügung gestellt und einheitliche Qualitätskriterien für das ganze Bundesgebiet, sind die Grundlage. Jetzt haben wir ein bisschen  Heimaufsicht vor Ort (16 unterschiedliche Landespflegegesetze) und ein Monster von MDK Prüfung, die sowieso nur der verlängerte Arm der Pflegekassen ist und außer viel Papier nichts bringt.

-Es gibt viel zu tun Herr Spahn, packen sie´s an!-

Beitrag teilen:

Die Wirklichkeit will Politik nicht sehen!

Der Pflegenotstand ist Alltag in der Altenpflege, der Bericht in der TAZ  (TAZ -Leiharbeit in der Altenpflege-)  beschreibt es anschaulich. Die tägliche Wirklichkeit in deutschen Pflegeeinrichtungen, Ausnahmen bestätigen die Regel, ist geprägt von fehlendem, überfordertem und ausgelaugtem Personal. Private Betreiber, wie Alloheim, sind da nur die Spitze des Eisbergs, denn die Problematik des Personalmangels gibt es überall.

Fehlendes Personal, fehlendes Material, schlechte Behandlung, viel Druck, wann geht die gesamte Pflegebranche endlich geschlossen auf die Strasse und demonstriert, „weil wir es wert sind“, die Erzieher/innen konnten es doch auch.

Beitrag teilen:

Billig Anbieter oder Qualitätsanbieter!

Es macht immer wieder „Freude“ führende Köpfe der Freien Wohlfahrtspflege, im diesem Fall der Diakonie, mit solchen Forderungen zu hören. (Altenpflege-online.net) Natürlich sind viele private Anbieter Preisbrecher und das nur, weil sie schlecht bezahlen, mit dem Personal jonglieren, und vielleicht „besser mit Geld umgehen können“???. Ja, wir brauchen einen flächendeckenden Tarifvertrag mit gleicher Bezahlung für alle Pflegekräfte und eine Kehrtwende in der Sozialpolitik. Es wäre aber auch gut, wenn die Freie Wohlfahrtspflege /Diakonie erst mal vor der eigenen Haustür kehren würde, ehe man öffentlichkeitswirksam von „an die Kandare nehmen“ spricht. Dort gibt es z.B. unterschiedliche Bezahlungen und Sondervereinbarungen in einzelnen Landeskirchen und kirchliche und gemeinnützige Träger haben Einrichtungen schon an private Träger verkauft, als sie mit den Finanzen nicht mehr klar kamen.

Seit Jahren sitzen die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in den verschiedensten Gremien auf Landes- und Bundesebene und die Entwicklung war absehbar, aber die Funktionäre vor Ort in Berlin haben nichts erreicht. Herr Kohl und Herr Blüm haben die Marktwirtschaft in der Pflege etabliert und Frau Merkel ist sehr zufrieden mit der Situation, denn die Spannungen des Marktes haben natürlich immer auch die Preise gedrückt und damit die Pflegeversicherungsbeiträge. Wenn ich in meiner Arbeit Pflegesätze verhandelt habe, musste ich mit Pflegekassen und Sozialhilfeträgern um jeden Cent kämpfen und viel zu viele Träger haben diesen Kampf verloren. Also keine großen Sprüche, macht eine gute Arbeit und kämpft um Pflegesätze, die dieser Arbeit gerecht werden, dann verlieren die Billig Anbieter von selbst.

Beitrag teilen:

Warum Pflegenotstand? Zeit kostet Geld!

Zeit hat die Pflege aber nicht, warum? Bei einem guten, von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Personalschlüssel und einem Mix über alle Pflegegrade, haben Mitarbeiter in 24 Stunden eines Tagesablaufs durchschnittlich 90 Minuten Zeit für jeden Bewohner zur Verfügung und das nur, wenn keiner krank ist. Damit müssen sie ebenso den demenziell veränderten, den schwerstpflegedürftigen und auch den sterbenden Menschen individuell, fachlich und umfangreich medizinisch versorgen, pflegen und betreuen, die administrativen Aufgaben erfüllen, die Übergaben zu den nachfolgenden Kollegen durchführen, mit den Angehörigen sprechen, sich fortbilden und wenn die Putzfrau nicht mehr da ist, auch den aktuellen Dreck wegmachen, damit es „ordentlich aussieht“. Sie sollen schnell, fachkompetent und zielgerichtet auf schwierigste Situationen und Notlagen reagieren, für die Angehörigen immer ein freundliches Wort haben, dem Arzt Rede und Antwort stehen, beim Materialeinsatz sparsam wirtschaften und bei jedem Wechsel in der Leitung sich sofort auf den neuen Vorgesetzten offen und loyal einstellen.  Pflegenotstand ist das Ergebnis einer permanenten Überbelastung der Pflegekräfte bei knappsten Personalschlüssen, steigenden Zahlen Schwerstpflegebedürftiger, ausufernder Administration und abnehmender Anerkennung dieses Berufes durch Politik und Gesellschaft.

Die Mitarbeiter sagen nichts, weil sie Angst haben. Die Pflegelobby stellt immer schöne Forderungen auf, sucht aber mit der Politik nur den kleinsten gemeinsamen Nenner. Einrichtungsleitungen, die die Situation richtig einschätzen, sprechen von erheblichen Problemen, aber da bei ihnen immer noch „Alles ganz gut geht“, will man die eigene Arbeit, die Kollegen und den Beruf nicht diskreditieren. Was ist aber die Konsequenz? Die Teufelsspirale dreht sich immer weiter nach unten, permanente Überforderungen, steigende Krankheitsquoten, zunehmende Aussteiger; die verbleibenden Mitarbeiter verwalten nur noch den Mangel. Die Politik wird weiterhin alle Probleme gut verstehen, öffentlichkeitswirksame Retusche betreiben, aber niemals das Geld in die Pflege geben, das notwendig ist, um einen wirklichen Schub nach oben zu ermöglichen.

  • Die nicht verhandelbare Forderung heißt: eine gleiche Bezahlung für alle Pflegekräfte, mit einem bundeseinheitlichen Personalschlüssel, und die Konsequenzen daraus sichern, kostendeckende Pflegesätze.
  • Voraussetzungen: Ein flächendeckender Tarifvertrag für Pflegekräfte, ein Heimgesetz Bund (hatten wir bis zur Föderalismusreform 2006), das für alle die gleichen Standards festlegt und verbietet, das Versichertenbeiträge, Steuergelder und Eigenmittel, mit denen Pflege bezahlt wird, in die Hände von Fondsmanagern und Spekulanten gehört.
    Illustration: Jürgen Pankarz

    Die Politik ist in der Verantwortung, sie wird nicht glaubwürdiger durch noch mehr „faule“ Kompromisse, sondern durch klare, nachvollziehbare und problemlösende Entscheidungen. Es ist aber zu befürchten, dass diese Kanzlerin mit ihrem Gesundheitsminister in dreieinhalb Jahren, wenn sie denn so lange durchhalten, wieder keine befriedigenden Lösungen anzubieten haben und dann steckt das Kind sicher schon bis zum Hals im Brunnen. Wir brauchen dringend einen flächendeckenden, nachhaltigen Protest der Fachwelt, nur Einigkeit macht stark.

Beitrag teilen:

Ambulante Intensivpflege – ein krankes Geschäft! -report München-

Die Sendung vom 27.03.2018 reiht sich ein in die Katastrophenmeldungen aus der Pflege wie wir sie von Zeit zu Zeit in Presse Rundfunkt und Fernsehen vorgetragen bekommen. Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln, es ist unverzichtbar, dass die Medien die Probleme aufgreifen und den Finger in die Wunden legen, aber was ändert sich?

Das Fazit des Reporters war dann auch klassisch: „Die Politik kann etwas ändern, indem sie endlich für bessere Kontrollen bei Pflegediensten sorgt.“ Ist das die Lösung?

Das Dilemma wurde in dem Bericht mit der AOK Bayern deutlich, die beiden Vertreter der Kasse wiesen indirekt darauf hin, dass die bereits eingesetzten Kontrollen nicht greifen. Erster Punkt ist die MDK Note, sie spiegelte nicht die Realität des Pflegedienstes wider, denn er war mit 1,7 bewertet und die gezeigten Leitungen waren schlecht. Um sich besser zu informieren empfiehlt der Mitarbeiter der AOK den Versicherten, sich den gesamten Transparenzbericht zu besorgen, um sich ein ganzheitliches Bild machen zu können. Die Begründung: die MDK Noten spiegeln nicht alle Inhalte der Prüfung wider. Punkt zwei, der leitende Mitarbeiter der AOK musste eingestehen, dass es ein Versorgungsproblem gibt, das zur Folge hat, dass Pflegedienste, gegen die wegen Betrugs ermittelt wird, die Patienten trotzdem weiter versorgen müssen und sogar von der AOK „empfohlen“ werden.

Es war die Idee der Politik, dass die MDK Noten es den Versicherten erleichtern einen guten Pflegedienst oder eine gute Pflegeinrichtung zu finden. Was ist daraus zu schließen: das Benotungssystem hat versagt, wenn der Versicherte sich schon den ganzen Bericht durchlesen muss um festzustellen, was bei dem Leistungsanbieter gut oder schlecht ist. Ergebnis, die Kontrollen funktionieren nicht, die MDK Noten sind eine Farce.

Noch deutlicher werden die Probleme an der Tatsache, das Pflegdienste kriminelle Energie entwickeln, indem sie unausgebildete, der deutschen Sprache nicht mächtige, ausgebeutete Mitarbeiter zu hochkomplexen medizinischen Aufgaben schicken, um für Leistungen zu kassieren, die sie nicht erbringen und auch nicht erbringen können. Wenn die Kranken- /Pflegekassen diese Pflegedienste dann auch noch vermitteln mit der Begründung, das es ein Versorgungsproblem gibt, dann ist das nicht nur ein Pflegenotstand, dann ist das unverantwortlich und geradezu schizophren.

Kriminelles Handeln wird sich nicht mit MDK Prüfungen lösen lassen, denn kriminelle Energie kann nur mit kriminalistischen Methoden bekämpft werden. Der Pflegenotstand (Fachkräftemangel) braucht zukunftsorientiertes Handeln, er wird nur mit mehr und gutausgebildeten Fachkräften aufgelöst, d.h. eine leistungsgerechte Bezahlung, eine wertschätzende Anerkennung und gute Arbeitsbedingungen, das motiviert und gibt der Pflege Perspektive, wann begreifen wir das endlich!

Verständlicherweise werden jetzt viele fragen: „und wie lösen wir damit den gegenwärtigen Fachkräftemangel“? Natürlich nicht, aber wenn jetzt nicht eine grundlegende Wende eingeleitet wird, werden wir in Zukunft immer mehr Berichte über die Katastrophen in der Pflege sehen, denn viele personelle Bedingungen auch in Stationären Pflegeinrichtungen ähneln schon jetzt der Situation aus der Sendung.

STOP!, etwas kann jetzt schon getan werden, viele Arbeitgeber sollten sich einmal die Arbeitsbedingung in ihren Einrichtungen genauer ansehen, da gibt es auch einiges zu verbessern. Wie sehen sie das?

Illustration Jürgen Pankarz
Beitrag teilen:

Pflegenotstand und keine Ende in Sicht!

Fachkräftemangel: 20.000, 50.000 oder 100.000 offene Stellen in der Pflege, die Artikel über dieses Thema in der Presse überbieten sich bei den aktuellen Zahlen und ebenso bei den Prognosen für die Zukunft, aber auf mehr oder weniger kommt es nicht mehr an, denn der Fachkräfte Mangel wird von Tag zu Tag ein unüberwindbareres Problem und wirkliche Lösungen sind nicht in Sicht.

Was sind die Ursachen; neben der Tatsache, dass zu wenig ausgebildet wird, hat sich in den letzten Jahren, Jahrzenten ein Teufelskreis entwickelt, der durchbrochen werden müsste. Preiskontrollen bis hin zum Preisdiktat durch Pflegekassen und Sozialhilfeträger, ein ruinöser Wettbewerb unter den Einrichtungen, eine politisch forcierte Abwertung der Pflege in den Heimen und eine gleichzeitig ansteigende Zahl der Pflegebedürftigen, verbunden mit einer Zunahme von komplexeren medizinischen Problemlagen, haben zu massiven Belastungen und damit Überforderungen der Mitarbeiter geführt. Die Konsequenzen sind bekannt, erhöhte Krankheitsquoten bei den Mitarbeitern und zunehmend mehr Berufsaussteiger. Auf der Internetseite www.gutefrage.net antwortet ein Fachkraft auf die Frage:

„Warum gehen nicht mehr Leute in die Pflege arbeiten?“                        
Antwort von Geraldianer am 20.05.2017:

  • Altenpfleger verdienen heute etwa 3.000 € brutto im Monat, wenn sie einige Jahre bei einem guten Träger arbeiten.
  • In vielen, besonders privaten und ambulanten Einrichtungen wird aber schlechter gezahlt. In Ostdeutschland noch viel weniger. In manchen Einrichtungen gibt es auch sehr schlechte Arbeitsbedingungen.
  • Der Arbeitgeberverband mit seinem Chef-Lobbyisten Rainer Brüderle (genau der mit der weinseligen Stimme) versucht Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen zu verhindern.
  • Viele Leute haben Angst sich zu ekeln, vor allem Männer aber auch junge Frauen haben lieber Berufe die vom Status mehr her machen.
  • Viele Einrichtungen suchen lieber mit teuren Werbekampagnen neues Personal als die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
  • Dazu kommen die realen Belastungen: Zeitdruck, körperliche Belastungen, Schichtarbeit schrecken viele Bewerber ab und nicht jeder ist den Beanspruchungen gewachsen. Aber der Beruf hat auch schöne Seiten. Beispielsweise der Umgang mit Menschen und es wird nie langweilig.
  • Wenn Personal fehlt wird der Druck auf die Mitarbeiter noch größer. Das ist leider ein Teufelskreis. Die Pflege muss in den nächsten Jahren sicher stärker hierarchisch aufgebaut werden. Es werden zunehmend Menschen mit geringer Qualifikation eingestellt werden, die die Fachkräfte von den einfachen Arbeiten entlasten.

Bedingungen, die nicht gerade motivieren, diesen Beruf zu ergreifen. Die Lösung, die der Verfasser aber für die Zukunft sieht, werden in einem fachlichen Desaster münden, heißt, die fehlenden Fachkräfte werden durch Hilfskräfte ersetzt und die Qualität der Arbeit sinkt weiter ab. Wenn sich nicht radikal etwas ändert, ist abzusehen, dass es so kommt. Die Politik wird stillschweigend „zuschauen“, denn damit würde die Pflege billiger, im wahrsten Sinne des Wortes und die Ausgaben würden nicht weiter steigen und beteuert wird selbstverständlich, dass man alles tut um es zu ändern.👎

Die „Lösungen“, die viele Träger heute schon einsetzen heißen: Kosten reduzieren, aber das ist ein Schuss nach hinten. Der richtige Weg ist eine gleiche und leistungsgerechte Bezahlung für alle Pflegekräfte in Deutschland, das ist eine grundlegende Forderung und müsste schnellstens realisiert werden. Seit vielen Jahren wird in einer Fülle von Gremien, auf Konferenzen, in Arbeitskreisen und Fachtagungen viel geredet, und noch mehr gefordert, aber nichts zielführendes getan. In der Zwischenzeit verschärft sich die Situation weiter von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr. Um Goethe, mit kleinen Änderungen, zu zitieren: „Der Worte sind genug gewechselt, Laßt uns nun endlich Taten sehn! Indes ihr Ausschüsse nur drechselt, könnt etwas Nützliches geschehn“.

Es wird Zeit, dass die Altenpflege geschlossen und nachhaltig auftritt, das Verbände und Fachgremien aufhören mit der Politik einen Kuschelkurs zu fahren und mit der sprichwörtlichen Faust auf den Tisch hauen. Politik wird freiwillig immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner anbieten und bei jeder kleinen Änderung denken alle, „na ja, wenigstens ein Anfang“. Der Pflegenotstand bringt jeden Tag viele Menschen um eine menschenwürdige Pflege und Mitarbeiter an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Wer will verantworten, dass die Schwächsten und Hilflosesten unter uns, die ihre Leistungen für diese Gesellschaft erbracht haben, durch diese gleiche Gesellschaft zu Opfern im System werden?

 

Beitrag teilen:

Spahns neuer Pflegebevollmächtigter, hoffentlich voll-mächtig !

Der neue Gesundheitsminister hat ruck zuck eine Personalentscheidung getroffen, er hat Andreas Westerfellhaus zum neuen Pflegebevollmächtigten vorgeschlagen und das Bundeskabinett hat ihn bestellt.

Tritt in der Politik jemand ein neues Amt an, gibt es sicher die ersten Kommentare die wissen warum derjenige es nicht kann, oder gar der Falsche für die Aufgabe ist. Wie sagt man mit Recht: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, und deshalb gehört Herrn Westerfellhaus ein Vertrauensvorschuss, Vertrauen darauf, dass er wirklich etwas ändert, die lange anstehenden Probleme anpackt und damit einem Kollaps in der Pflegelandschaft entgegen wirkt, der absehbar ist. Das Ziel ist also klar, er muss gesetzliche Veränderungen initiiert die der Pflege sichtbar aus dem Tal der Unglückseligkeit heraushelfen. Das Zauberwort ist nicht nur Geld, denn zunächst müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass mehr Geld auch an den richtigen Stellen ankommen kann. Da ist ein entscheidender Punkt gleich zu Anfang aller Bemühungen die Bezahlung der Pflegekräfte, sie muss flächendeckend auf ein gleiches Niveau gehoben werden und sie muss den Leistungen dieser schweren Arbeit angemessen sein. Die Hürden allein bei diesem Thema sind hoch und heißen u.a. Tarifhoheit, Kirchenrecht, private Vereinbarungen.

Als ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Pflegerates und Fachmann kennt er die Probleme genau, denn er spricht davon, dass „Pflege eine Reform braucht“, dass „wir einen nationalen Aktionsplan für die Pflege brauchen“ und das „es zu viel Bürokratie und unsinnige Regeln gibt“ („Spahns Berater fordert Pflege-Aktionsplan“, Neue Westfälische 20.03.2018). Gut gebrüllt Löwe, jetzt heißt es anpacken und einer Reform auf die Beine helfen, die den Namen auch verdient, dabei wird es ihm wenig helfen, dass er Herrn Spahn seit 15 Jahren kennt. Er braucht einen ausgeprägten Kampfgeist, einen langen Atem und gute, engagierte Mitstreiter, denn die Widerstände der Politik (trotz anderslautender Beteuerungen), der Kirchen (trotz gegenteiliger Zusicherungen), der Pflege- und Krankenkassen und der Arbeitgeberlobby wird groß sein und auch nicht immer offen und fair geführt, denn es geht wie immer um Geld und Macht. Kompromisse werden nichts lösen und ein Pflegestärkungsgesetz, wie Herr Gröhe es verantwortet, ist ein klitzekleines Schrittchen, aber wird die Realität eines zunehmenden Pflegenotstandes nicht aufhalten, also wünschen wir Herrn Westerfellhaus viel Kraft und Ausdauer für den sicher nicht leichten Weg.

Wie ist ihre Meinung dazu!

Beitrag teilen: