Pflege gehört nicht in die Hände von Renditejägern

„Alloheim wirbt auf seiner Homepage mit Bildern voller Behaglichkeit. Vor zehn Jahren war es noch ein Mittelständischer Betrieb mit 13 Häusern. Dann begann ein rasantes Wachstum“, berichtet die ARD Fernsehsendung Plusminus am 07.11.2018 in ihrem Beitrag „wie-investoren-mit-pflegeheimen-kasse-machen“.

 

Illustration: Jürgen Pankarz

Als Mehrheitseigner hatte Herr Mollik Alloheim 1973 gegründet und im Lauf der Jahre 13 gute Pflegeheime aufgebaut. Anfang 2000 hatte er sich bei einem Geschäft in Spanien verspekuliert. Den Verlust konnte das Unternehmen nicht auffangen und somit war ein Verkauf die einzige Option. Als Beteiligter eines Kaufinteressenten, ist mir bekannt, dass die Kaufsumme zum Schluss weit über dem von uns errechneten, noch wirtschaftlichen Kaufpreis lag. Gekauft hat zum Schluss ein englischer Private Equity Fond und zwar Star Capital, der kaufte weitere Einrichtungen dazu und verkaufte nach fünf Jahren das ganz Paket weiter an die Carlyle Group in Amerika, die eine Europäische Aktiengesellschaft aus Alloheim machte, weitere Einrichtungen dazukaufte und sie dann nach vier Jahren im Jahr 2017 für 1,1 Milliarden Euro an den Schwedischen Private Equity Investor Nordic Capital verkaufte. Die Überschrift bei allen Investoren ist immer die gleiche und heißt „WACHTSTUM und RENDITE“, die Arbeit vor Ort hat sich diesem Diktat zu unterwerfen. Der Mensch ist nur wichtig als zahlender Kunde, um ihn zu gewinnen, wird er vorher mit bunten Prospekten und schönen Versprechungen eingelullt, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben.

Alloheim ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Pflege und Gesundheitsfür- und vorsorge nicht in die Hände von Fondgesellschaften oder anderen Investoren gehört, deren Ziel es ausschließlich ist, das ihnen anvertraute Kapital höchstverzinslich anzulegen, um die Anleger zu befriedigen. Die Argumente der Politiker, warum Private Anleger in diesem „Markt“ notwendig seien, sind immer die gleichen: 1. Dort würde es das ausreichend Kapitel geben um notwendige Investitionen in Neu- und Umbauten zu tätigen und 2. Privatwirtschaftliche Anbieter könnten möglicherweise besser wirtschaften, also mit Geld umgehen. Zu 1. Warum Investitionen mit 8 bis 14 % Rendite („Alloheim meldet im Jahr 2016 als operativen Gewinn 8,6 Prozent vom Umsatz. Der französische Konzern Korian, Marktführer in Deutschland, machte sogar 14,1 Prozent operativen Gewinn“, ARD plusminus) über Fonds finanziert günstiger sein sollen, als mit 3 bis 5% über Banken, erschließt sich einem logisch denken Mensch nicht. Zu 2. Große caritative Träger wie die Agaplesion gAG oder die Heimstiftung Stuttgart und auch andere beweisen längst, dass ein gutes Management eine qualitativ hochwertige Arbeit mit guten wirtschaftliche Ergebnisse zusammen bringen kann und die Gewinne auch noch im Unternehmen investiert. Nur die Politik lässt dem Markt freien Lauf und schützt Millionäre und Milliardäre eher als pflegebedürftige, abhängige und hilflose Menschen.

 

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