Offener Brief an Frau Maischberger

Sehr geehrte Frau Maischberger, glauben sie wirklich, dass man mit einer so populistischen Veranstaltung ernsthafte und hilfreiche Antworten auf die Frage: “Wie lösen wir den Pflegenotstand“ bekommt? Herr Spahn hört z.Zt. sehr viel und wahrscheinlich auch zum ersten Mal von den vielschichtigen Problemen der Pflege. Er weiß, dass Gesetzesänderungen, die eine wirkliche Kehrtwende einleiten könnten, lange Wege durchschreiten, und die notwendigen Finanzmittel in Milliarden Höhe nur schwer locker zu machen sind, was soll er also sagen? Frau Berger, Herr Plett und Frau Hallermann werden emotional eine Menge rüber bringen, aber zu richtigen Lösungen werden sie kaum beitragen können. Herr Rieger hat Recht mit seiner MDK Schelte, dem Kampf gegen Bürokratie und der Tatsache, dass es zu viel Unmenschlichkeit in der Altenpflege gibt, darauf wird er sicher hinweisen. Herr Greiner ist der Vertreter eines Teils der privaten Pflegeanbieter, die Millionen Gewinne abschöpfen, viel zu viele Horrormeldungen in einzelnen ihrer Einrichtungen produzieren und außerdem noch mit dem BPA Arbeitgeberverband um die Vormachtstellung am Markt konkurrieren. Mehr Geld für die Pflege landet dann wo?

Es geht aber um etwas Anderes, nämlich klare Perspektiven, d.h. ein flächendeckendes, einheitliches Tarifwerk für alle Pflegekräfte, denn die Bezahlungen klaffen weit auseinander, übrigens am schlechtesten sind sie z.T. bei privaten Trägern. Dann geht es um Pflegesatzvereinbarungen die diese Kosten auch refinanzieren, verbunden mit bundeseinheitlichen Stellenschlüsseln. Wie man dahin kommen kann wäre doch mal ein gutes Thema, denn allein die Tarifvielfalt zu überwinden, muss man sich mit den gegebenen Machtstrukturen (z.B. Verdi, Kirchen, etc.) massiv auseinandersetzen. Über 23 Jahre Leitung von Altenhilfeeinrichtungen, incl. Fachseminar für Altenpflegeschüler, gibt mir das Recht darauf hinzuweisen, dass Frau Berger, Herr Plett und Frau Hallermann sicher für ihre einzelnen Erfahrungen Anerkennung verdient haben, aber die Probleme der Pflege werden nur mit einer kraftvollen, nachhaltigen und engagierten Politik gelöst und da weckt der Titel ihrer Sendung vielleicht Hoffnungen, aber wird keine wirklichen Lösungen liefern können, außer das viele Menschen noch aufgebrachter sind über den Pflegenotstand.

 

Beitrag teilen:

2 Gedanken zu „Offener Brief an Frau Maischberger“

  1. So ist es. Wie ich bis jetzt vernehmen konnte, waren Menschen über diese Sendung aufgebracht. Mehr denn je … 🙁 Warum lässt sich der obige Beitrag nicht teilen? Ich wollte ihn mit Facebook verlinken.
    Was mir dennoch immer wieder auffällt, dass Pflegende Angehörige kaum in den Diskussionen vorkommen. Sie werden einfach ausgeblendet. Dabei bilden wir einen nicht unerheblich großen Anteil in der Pflege. Wir sind ein paar Millionen und der größte Pflegedienst der Nation. Abgesehen von ein paar Hilfestellungen der ambulanten Dienste, die einige von uns in Anspruch nehmen, stemmen wir die Pflegesituation mit unseren Angehörigen Tag und Nacht allein. Wir leisten Pflegearbeit im Werte von jährlich 40 Milliarden und leisten damit einen nicht unerheblichen Beitrag für die Gesellschaft. Völlig kostenlos und ohne Absicherung fürs Alter. Als Dank fallen wir in die Armut durch Pflege. Ich denke, dass es auch in Zukunft ohne uns Pflegenden Angehörigen nicht gehen wird. Ohne uns wäre die Pflege längst kollabiert. Nur Zusammen sind WIR stärker! Auch WIR geben uns nicht mehr mit Trostpflastern zufrieden! Wir brauchen die soziale Absicherung!!

    1. Sehr geehrter Herr Reinartz, danke für ihren Hinweis. Es ist sehr wichtig, dass das immer wieder auch laut und deutlich gesagt wird, denn ohne die pflegenden Angehörigen wäre die Pflege in Deutschland ein Desaster. Die Frage der Altersversorgung pflegender Angehöriger ist nach wie vor nicht befriedigend gelöst. So wie in unserer Gesellschaft leider viel Geld in Banken, Autoindustrie, etc. gesteckt wird, fehlt des eben dann in der Pflege, der Bildung und vielen anderen Aufgaben. Wir geben aber nicht auf.

Schreibe einen Kommentar zu Friedhelm Schrey Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert