Mit Fakten für eine gute Altenpflege kämpfen

Der Vertreter einer der beiden Arbeitgeberverbände der Privaten Pflegeanbieter, T. Greiner, fordert in einem Artikel im Vorwärts: „Arbeitgeber: Mit Fakten gegen die Fakenews in der Altenpflege kämpfen“, weniger Ideologie und mehr Pragmatismus in der Pflegedebatte und bekräftigt seine Forderung u.a.  mit folgenden Aussagen:

  • Wer will schon dort arbeiten wo der angebliche „Pflegenotstand“ herrscht?
  • Wem nützt dieses mediale Feuerwerk an depressiven Meldungen?

Zu seinen Lösungsansätzen gehört u.a.:

  • Bessere Bezahlung ist kein Allheilmittel
  • Dabei werden Hilfskräfte in einem Modulsystem von 188 Stunden in der medizinischen Behandlungspflege umfassend qualifiziert. Nach erfolgreichem Abschluss könnten die so qualifizierten Hilfskräfte auf die Fachkraftquote angerechnet werden.

Zur Diskussion:

  • Ist die Debatte um den Pflegenotstand in der Altenpflege eine depressive Debatte?
  • Machen einzelne Träger nicht deswegen auch eine gute Arbeit, weil ihre Ideologie ein tragendes Elemente ihrer Motivation für die Arbeit am und mit Menschen ist?
  • Eine gute Bezahlung ist zunächst einmal die Sicherung des Lebensunterhalts der Pflegekräfte, aber sie ist auch eine Anerkennung für eine sehr schwere, körperlich und psychisch anstrengende Arbeit, und gleiche Arbeit verlangt auch einen gleichen Lohn.
  • Eine gute medizinische Behandlungspflege ist in der Altenpflege nicht mehr nur Medikamente stellen und eine kleine Wunde versorgen, sie ist ein sehr komplexer Teil des Pflegeaufwandes bei multimorbiden Pflegebedürftigen Damen und Herren geworden, sie fordert eine hohe Fachlichkeit, die mit 188 Stunden nicht einmal die Einführung in das komplexe Themenfeld abdecken würde. Es geht gerade bei diesem Punkt nicht darum unterstützendes Personal einzusetzen, es geht darum, durch einen hohen Grad an fachlicher Kompetenz Hausärzte und Krankenhäuser zu entlasten und damit vor allem auch die Menschen im Heim.

Um welchen Pragmatismus geht es Herrn Greiner, was will er mit seinen Ausführungen erreichen? Private Anbieter haben sich in den letzten Jahrzehnten auf dem deutschen Pflegemarkt etabliert, weil sie sich in diesem System gute Umsätze und damit Gewinne und gute Dividenden versprechen. Wer glaubt denn wirklich, dass Investoren nur aus reiner Menschenliebe ihre Millionen in Unternehmen der Pflege stecken?

Hintergrund: Der Anteil der Personalkosten bei den Entgelten der Pflegeeinrichtungen liegt in der Regel zwischen 50 und 60 Prozent, deshalb ist es verständlicherweise das unausgesprochene Ziel vieler privater Träger, die Personalkosten niedrig zu halten. Tarifverträge und teures Fachpersonal sind also für sie kontraindiziert und da es in Pflegesatzverhandlungen immer gut aussieht, wenn man mit seinen Preisen niedrig und möglichst unter der Konkurrenz bleibt, (ein informativer Artikel beschreibt das ausführlich), stehen die Privaten unter doppeltem Druck, sie müssen eine ausreichende Rendite erwirtschaften und sich gegen die Konkurrenz am Markt behaupten. Da sind Tarifverträge und teures Fachpersonal hinderlich. Herr Greiner versucht es mit der „Offensive“ billige „Fachkräfte“, sein Kollege vom Arbeitgeberverband BPA, Herr Brüderle, mit dem erklärten Kampf gegen einen einheitlichen Tarifvertrag Pflege und er begründet das in einem Brief an die drei Minister Griffey, Heil und Spahn u.a. „Unsere Mitarbeiter entscheiden sich aus freien Stücken in erdrückender Mehrheit gegen Mitgliedschaften in Gewerkschaften. Somit fallen diese als Tarifpartner aus“. Sie wollen den freien Markt Pflege, in dem sie tun und lassen können was ihnen nutzt, Mitarbeiter manipulieren, in Abhängigkeit halten und die Leistungen für die abhängigen, pflegebedürftigen Menschen auf ein Kostenniveau reduzieren, er nennt das bezahlbar, für das der Staat auch noch dankbar sein muss, da dadurch die Pflegeversicherungskosten nicht weiter steigen. Wer sich dagegen auflehnt, führt laut Herrn Greiner eine depressive Diskussion, gleichzeitig propagierte er Lösungen, die seinen im Verband angeschlossenen Unternehmen nutzen, aber nicht den Menschen.

Es geht um Macht, um die Macht des Geldes und nicht um Qualität, die steht nur auf bunten Prospekten und ansprechenden Internet Auftritten. Dienstleistungen am Menschen sind kein Spekulationsobjekt für Finanzjongleure. Hier ist Politik längst in der Verantwortung die Bremse zu ziehen und aus dem PflegeNOTstand wieder eine HandlungsTUGEND zumachen.

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