Kapitalanlage Pflege!

„Nordic Capital kauft Alloheim“, diese und andere Schlagzeilen dokumentieren eine Entwicklung, die kritisch betrachtet werden muss. Während die Politik mit großen Worten bemüht ist eine „Verbesserung“ der Pflegesituation in Deutschland herbei zu reden, wird der Pflegemarkt immer stärker von Investoren für Kapitalanlagen genutzt, die darin einen profitablen Wachstumsmarkt mit guten Renditen sehen. Es zeigt, wie Investoren die Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, zum Spekulationsobjekt herabwürdigen.

Die Überschriften auf den Internetseiten dieser Anbieter sind betörend und Hochglanz gestylt, sie suggerieren etwas, was nichts mit der unternehmerischen Zielsetzung zu tun hat. Alloheim schreibt „Wir dienen ihrer Lebensqualität“ oder Korian „Wir gestalten die Zukunft der Pflege und Betreuung – mit Menschen, Einrichtungen und Lebensräumen, die würdevolles Altern möglich machen“ oder pro seniore spricht von seinen langjährigen Erfahrungen: „Beste Voraussetzung, um Ihnen oder Ihren Lieben ein umsorgtes und somit sorgenfreies Leben zu ermöglichen“.

Worum geht es aber wirklich wenn Menschen ihr Kapital bei Private-Equity-Fonds anlegen, die dieses Geld dann in Pflegeunternehmen investieren, natürlich um Rendite. Die Carlyle Group hat 2013 Alloheim mit 48 Einrichtungen gekauft, sie hat auf Expansion gesetzt und alles dazugekauft, was sich auf dem Markt anbot. Die Besitzer, die verkauft haben, waren froh, dass sie mit den Erlösen für ihre Häuser aus einem sehr schwierigen Aufgabenfeld aussteigen konnten und möglicherweise auch noch gut dabei verdienten. Alloheim wuchs so in den letzten vier Jahren auf über 165 Einrichtungen und Dienste, sodass Carlyle die Chance sah wieder mit Gewinn zu verkaufen und Alloheim „auf den Markt warf“. Bieter-Wettbewerb nennt man so etwas, um den bestmöglichen Preis zu erzielen. Die Schwedische Nordic Capital Gruppe hat dann bei 1,1 Milliarden Euro den Zuschlag bekommen. Der Preis errechnet sich aus dem 12,5 fachen des für 2017 erwarteten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), der mit 88 Mill. Euro prognostiziert wurde. (Quelle: Healthcare Marketing vom 8.12.17)

Pflege ist also für Investoren ein lukrativeres Geschäft geworden und wenn es in Einrichtungen nicht klappt, weil der Druck auf die Mitarbeiter unendlich ist und die Probleme zu groß werden, wird das Haus schnell verkauft und man braucht sich mit der Wirklichkeit in der Pflege nicht auseinanderzusetzen. („Alloheim in Ludwigsburg wird verkauft, Altenheim-Schließung ist abgewendet“, Stuttgarter Nachrichten vom 29.11.17), oder „Aufnahmestopp für Bremer Alloheim. Nach Hessen und Baden-Württemberg wurde jetzt einer Bremer Einrichtung des Betreibers Alloheim von der Heimaufsicht ein Aufnahmestopp auferlegt“. (http://www.marktdialog-ticker.de/de/start/betreiber.html vom 12.03.2018)

Es ist ein Skandal, 88 Mill. Euro Gewinn, ein Betrag mit dem 1560 Vollzeitstellen für Pflegefachkräfte jedes Jahr zusätzlich bezahlt werden könnten und die Politik schaut zu, wie deutsche Versichertenbeiträge, Steuergelder und private Ersparnisse der Betroffenen in Private Equity Fonds verschwinden und reiche Menschen noch reicher werden. Politiker nennen das Wettbewerb und Alloheim nennt sich auf seiner Internet Seite auch noch „Pionier“: „Alloheim gehört zu den Pionieren im Markt…

Den wirklichen Pionieren ging es um die Menschen, ihre Sorgen, Probleme und Leiden und die hießen u.a. Wichern, Werthmann oder Fliedner, sie haben im 19. Jahrhundert ein Leistungs- und Qualitätsprofil begonnen aufzubauen, das die Hilfe am Menschen in den Mittelpunkt stellte.

Pflege als Kapitalanlage ist auf dem „besten Weg“ sich endgültig davon zu verabschieden.

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