„Unangemeldete Prüfungen für Pflege-TÜV“, rbb Sendung vom 06.04.2018.
Der Versuch des Senders, an Hand einer MDK Prüfung (genannt Pflege TÜV) in einem Pflegeheim zu zeigen, was „Qualität“ im Pflegealltag bedeutet, ist in dem Beitrag deutlich geworden. Auf einer Pflegestation eines Pflegeheims in Brandenburg, auf der 33 Bewohner leben, waren an diesem Tag 4 Pflegemitarbeiter eingesetzt und der Reporter hat darauf hingewiesen, das für jeden Bewohner 15 Minuten für die Morgentoilette zur Verfügung standen. In dieser Zeit müssen die Mitarbeiter die bettlägerigen, dementen und körperlich massiv eingeschränkten Damen und Herren aus dem Bett holen oder im Bett entkleiden, waschen, pflegerisch versorgen, ankleiden und Frühstück anreichen. Da wird jedem bewusst, das ist Fließband und hat mit Qualität nicht viel zu tun? Die wirkliche Qualität in diesem Haus waren die freundlichen und zugewandten Mitarbeiter, die sich bemühten trotz Zeitmangel und viel Druck am Menschen zu bleiben.
Die Prüfung selber bezog sich auf die Überprüfung der Pflegedokumentation und Stichproben (drei) bei einzelnen Bewohnern, ergänzt um die persönliche Befragung und in Augenscheinnahme der Ausgelosten vor Ort. Der Herr, der sich bereit erklärt hatte auch gefilmt zu werden, wurde aufgefordert die Arme hochzuheben und gebeten, ob die MDK Mitarbeiterin sich seinen Po ansehen darf. Er wurde gefragt ob er, wie geplant, einmal täglich in den Rollstuhl gesetzt wird. Die unklare und auch verneinende Antwort des Bewohners überging die Dame. Stattdessen reichte es ihr, dass er auf die Frage, ob die Mitarbeiter freundlich sind und das Essen schmeckt, bestätigend antwortete. Wie fühlt sich ein hilfloser, abhängiger Mensch, wenn eine wildfremde Person kommt und will eine „Fleischbeschau“ durchführen, um die Punkte in ihrem Protokoll ordnungsgemäß abzuarbeiten. Die Prüfer erklärten, das sei die Überprüfung der Ergebnisqualität. Das ist keine Kritik an den Prüfern, das ist massive Kritik am Prüf-System.
Die Prüfer kontrollierten außerdem noch in der Pflegedokumentation die ordnungsgemäße Handhabung der Medikamente, die Sturz- und Lagerungsprotokolle, aber auch darüber hinaus die Betreungsangebote, die Dienstpläne der Mitarbeiter und die Speisepläne verbunden mit einem Blick in die Küche. Das Ergebnis dieser Prüfung wurde dann mit der Leitung besprochen. In dieser Einrichtung „verschlechterte“ sich die Gesamtnote von 1 auf 1,2. Diese „Verschlechterung“ war neben einer zweiten Marginalie darauf zurückzuführen, dass bei einem Medikament eines Bewohners das Verfallsdatum abgelaufen war; was sagt diese Gesamtnote dann über die Qualität der Arbeit aus? NICHTS!
Wenn wir den administrativen Aufwand mit der Aussagekraft einer solchen Note ins Verhältnis setzen, wird schnell klar, dass ein wichtiger Teil der Arbeitszeit in der Pflege nicht für die Menschen, sondern für die administrative Arbeit gebraucht wird. Die Ergebnisse des „Pflege TÜV´s“ haben nur eine unzureichende und oft auch falsche Aussagekraft zur Qualität der Pflege. Die Stichproben betreffen gerade mal 5% der Bewohner und da sie nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden, sind sie nicht einmal repräsentativ.
Eine wirkliche Qualität könnten vor Ort aktive Heimaufsichten beurteilen, die „ihre“ Heime kennen, diese regelmäßig besuchen auch unangemeldet und eine ganzheitliche Sicht der Arbeit haben. Die Konsequenz müsste sein, die MDK Prüfungen werden abgeschafft, das frei werdende Personal wird den kommunalen Heimaufsichten zur Verfügung gestellt und einheitliche Qualitätskriterien für das ganze Bundesgebiet, sind die Grundlage. Jetzt haben wir ein bisschen Heimaufsicht vor Ort (16 unterschiedliche Landespflegegesetze) und ein Monster von MDK Prüfung, die sowieso nur der verlängerte Arm der Pflegekassen ist und außer viel Papier nichts bringt.
-Es gibt viel zu tun Herr Spahn, packen sie´s an!-