Bei den Pflegekräften gibt es immer mehr Burnout, die Leitungskräfte fühlen sich hilflos und reagieren mit Druck, der sich in vielfältigen, eher destruktiven Verhaltensweisen äußert und die Situation entwickelt sich zu einem Teufelskreis.
Nur eine grundlegende Reform kann da Abhilfe schaffen, die von Anfang an klare Botschaften für die Mitarbeiter und Träger setzt, da eine solche Veränderung viele einzelne Schritte braucht und auf einen längeren Zeitraum ausgerichtet ist. Für die Pflegekräfte muss von Anfang an klar sein, eine solche Reform wird sie und das was sie leisten aufwerten, indem Entlastungen geschaffen werden, die es ihnen ermöglichen, ihre Arbeit an den Menschen mit fachlicher Kompetenz und Freude ausüben zu können. Die Politik ist in der Verantwortung die Voraussetzungen dafür zu schaffen:
- Es wird einen einheitlichen Tarifrahmen für alle Pflegekräfte geben müssen, der eine leistungsgerechte, gleiche Bezahlung garantiert und sicher stellt, das die Mitarbeiter in der Pflege mit ihrer Bezahlung nicht das ausbaden müssen, was Gewerkschaften, Kirchen und freie Träger nicht hinbekommen. Probleme wie Tarifhoheit, dritter Weg der Kirchen, etc., müssen überwunden werden.
- Pflegesatz Garantien, die unter Berücksichtigung eines bundeseinheitlichen Stellenschlüssels die tarifliche Bezahlung der Mitarbeiter einschließen und festlegen, dass mit der Pflege keine Gewinne gemacht werden dürfen. Das heißt, kostendeckend, aber keine ungerechtfertigte Bereicherung, denn die Kosten müssen neu zwischen Pflegekassen, Krankenkassen, Sozialhilfeträgern und Selbstzahlern verteilt werden. Pflege gründet sich auf sozialem Engagement und ist kein Geschäft.
- Eine erneute Ausbildungsinitiative, die Sicher stellt, das die Auszubildenden keine billigen „Fachkräfte“ sind, die bei jedem Personalengpass eingesetzt werden können und schon in ihrer Ausbildungszeit feststellen müssen, dass sie diesen Beruf nicht lange ausüben werden. Gute Fachkräfte entstehen durch eine fundierte Ausbildung, nicht durch Ausbeutung.
Drei grundlegende Voraussetzungen für eine wirkliche Veränderung, die dann auch bei den Mitarbeitern in der Pflege ankommen um von der Basis her zu stabilisieren und damit der Pflege eine wirkliche Zukunft ermöglichen.
Pflege ist kein Markt und alle Bemühungen der Politik seit Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes 1995 haben nur noch mehr Kontrollen eingeführt und verschärft, Regeln erweitert und Gelder umverteilt. Pflege kostet Geld und das PVG war immer nur eine Teilkasko Versicherung, also waren alle Bemühungen der Politik vordringlich darauf ausgerichtet, die Kosten im Griff zu behalten. Jetzt ist das „Kind auf dem besten Weg in den Brunnen zu fallen“, denn die Pflege wird sich unter den aktuellen Bedingungen mit Sicherheit nicht verbessern, sondern es ist abzusehen, dass der Fachkräftemangel weiter zunimmt und sich die Situation bis hin zur Unmenschlichkeit verschärft.
Ich kann alle Aussagen von Friedhelm Schrey nur unterstreichen und ergänze mit einem Zitat von Ulrich Schneider (Hauptgeschäftsführer des DPWV): „Jeder Euro, der als Gewinn privat entnommen wird, geht logischerweise der Pflege und damit der Qualität verloren. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob Gewinnorientierung und gewinnorientierte Unternehmen überhaupt auf Feldern tätig sein sollten, auf denen es um hilfebedürftige Menschen und um existentielle Grundversorgung geht.“ … Dies konterkariert zwar die politisch gewollte „Marktöffnung“ und den vermeindlichen Wettbewerbsgedanken, aber wenn man bemerkt, dass ein Zug in die falsche Richtung fährt, darf man m.E. auch ruhig mal auf die Bremse treten !