Außer Spesen nichts gewesen.

Es ist immer einfach in einer Funktionärsposition, wenn das Kind in den Brunnen fällt, öffentlich kund zu tun, dass man schon lange davor gewarnt hat und weiß, was zu tun gewesen wäre. Alle Funktionäre von Fachverbänden, Landesverbänden, Bundesverbänden für Pflege und Pflegeberufe sitzen im gleichen Boot und haben die Entwicklung gesehen und immer nur gewarnt!

Worum geht es? Alle Gesetzesänderung der letzten 15 Jahre in der Pflege hatten immer das Ziel, dem Kind „Pflege“, das am Brunnenrand stand, z.B. eine Brille aufzusetzen, damit es sehen konnte, wie nah es schon am Brunnenrand stand (Pflege-Qualitätssicherungsgesetzt), ihm ein Butterbrot in die Hand zu geben (Pflege-Weiterentwicklungsgesetzt), ein Pflaster auf das Knie zu kleben (Pflege-Neuausrichtungsgesetz)  oder auf das Butterbrot noch eine dünne Scheibe Wurst zu legen und ihm damit den Mund zu stopfen (Pflegestärkungsgesetz), damit es vor lauter Kauen nicht sieht, wie der eine Fuß schon in die Tiefe des Brunnens zeigt. Viele haben gerufen: „Seht, das Kind fällt gleich in den Brunnen“, aber keiner hat es vom Rand weggeholt. Ist das unterlassene Hilfeleistung?

Heute beteuern alle „wir haben das doch schon immer gesagt“, aber gehandelt haben lediglich vorausschauende Praktiker in ihrer unmittelbaren Verantwortung, denn sie haben schon lange gesehen, wohin die Reise geht. Sie haben ausgebildet (im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben), die Schülerzahlen erhört (im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben), sich in Fachseminaren engagiert (im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben) und hätten gerne mehr gemacht. Das Ergebnis, viele der Schüler blieben nach der Ausbildung in den Einrichtungen, da die Pflegesätze aber nicht mehr kostendeckend waren, mussten Gehälter eingefroren oder gar gekürzt werden und das machen Fachkräfte verständlicherweise nur begrenzt mit. Die Fachkraftquote mit 50% konnte über viele Jahre hinweg gehalten werden, aber bei den knappen Stellenschlüsseln verringert sich die Einsatzbereitschaft, wenn z.B. in einer Pflegegruppe mit 30 Pflegebedürftigen und 4 Mitarbeitern nur eine Krankmeldung die Pflege-Zeit im Frühdienst um 25% reduziert. Die Belastungsspirale ist vor diesem Hintergrund in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und das kann man nur eine gewisse Zeit aushalten, dann steigt die Krankheitsquote weiter nach oben. Diesen Circulus virtuosus können selbst gut geführte Einrichtung und Träger mit den Mitteln, die ihnen offiziell zur Verfügung stehen, auf Dauer nicht durchhalten. Bei den fehlgeleiteten Häusern und Trägern haben noch zusätzliche Effekte eine negative Wirkung, dazu gehört der massive Druck, die unmenschliche Personalpolitik, eine unstrukturierte oder gar keine Kommunikation und eine sparsame, gewinnorientierte Wirtschaftsführung, die von den Konzernen vorgegeben wird.

Nach den berechtigten Protesten der Betroffenen, wissen jetzt alle, dass die Ausbildung sich verbessern muss, die Bezahlung gerecht und gleich sein sollte, die Pflegesätze entsprechend kostendeckende zu sein haben und die privatwirtschaftliche Pflege nicht mehr ihre Gewinne und Dividenden zu Lasten der Versichertenbeiträge und Steuergelder abschöpfen darf.

Wenn das alles konsequent umgesetzt würde, könnten Pflegekräfte sich wieder im Beruf akzeptiert fühlen und wären sicher bereit aktiv an einer positiven Entwicklung mitzuwirken. Leider ist die Zerrissenheit zwischen den diversen Verbänden sehr groß und solange jeder von ihnen auf Kongressen und Veranstaltungen große Reden hält und Spesengelder verbraucht, wird sich nichts ändern. Die div. Verbände und ihre Funktionäre stehen also vor der Herausforderung sich zusammen zu schließen und als geschlossene und starke Kraft aufzutreten, um bei der Politik den entsprechenden Druck aufzubauen, denn ohne diesen wird es nicht gehen, die Lobbyisten der Pharmaindustrie oder der Autokonzerne machen es ihnen täglich erfolgreich vor.

 

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