Altenpflege „im toten Winkel“?!

Ist ein Tatort geeignet, uns die Probleme der Pflege näher zu bringen?

Was wir als Fachleute gesehen haben, kennen wir aus dem Alltag, die vielen Bewohner und Patienten, bei denen das Leben sich nicht mehr lebenswert „anfühlt“ und die uns leise ins Ohr flüstern: „wann holt mich der liebe Gott endlich“, die überforderte Tochter bei der die Aggressionsspirale sich im Laufe vieler Jahre ins unüberwindliche steigert, den bürokratischen MDK Prüfer, der sich scheinbar strickt nur an die Vorschriften hält, die ambulant versorgte Wachkoma-Patientin, für die wir immer zur richtigen Zeit die richtige Fachkraft vor Ort haben müssen, und, und, und.

Aus dem Alltag wissen wir alle, dass es natürlich auch anders geht und Lebensfreude, Patientenwünsche und fachliche Pflege ebenso Teile der Altenpflege sind. Die wichtige Botschaft dieses Tatorts aber heißt Zeit und Geld, oder sollte ich sagen Geld und Zeit? Mehr finanzielle Unterstützung hätte das Ehepaar Claasen nicht an den Rand ihrer eigenen finanziellen Mittel gebracht und der Tochter Raum gegeben, auch mal etwas Zeit für sich selber zu haben. Dieser Tatort zeigt das Ergebnis einer Entwicklung in der die politischen Aktivitäten primär darauf ausgerichtet waren, Ausgaben zu deckeln, das Handeln an den Menschen zu normieren und die Qualität vor allem durch Kontrollen zu „verbessern“ und eine Moral politisch zu definieren, in der Tod und Sterben ausschließlich in die Hand einer übergeordneten göttlichen Autorität gehört.

Es gibt viel zu tun, wenn Altenpflege in Deutschland wieder etwas mit Selbstbestimmung, fachlicher Kompetenz und Würde zu tun haben soll, das hat dieser Tatort gezeigt.

Illustration: Jürgen Pankarz
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